Politologe: Atomwaffenfreie Welt wäre gefährlicher

München (APA) - Der Politologe Christian Hacke hält die zuletzt bei der Vatikan-Abrüstungskonferenz am Wochenende erhobenen Forderungen nach...

München (APA) - Der Politologe Christian Hacke hält die zuletzt bei der Vatikan-Abrüstungskonferenz am Wochenende erhobenen Forderungen nach einer atomwaffenfreien Welt („Global Zero“) für illusorisch und sicherheitspolitisch bedenklich, wie Kathpress berichtet.

„Selbst wenn man heute die nukleare Kriegstechnologie durch Global Zero ächten könnte, die Welt würde nicht sicherer werden“, schreibt Hacke in einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ (Mittwoch-Ausgabe). „Im Gegenteil, der Rüstungswettlauf würde (wieder) konventionell angeheizt werden und ohne nukleare Abschreckung in die abschreckenden Kriegsmuster von vor 1945 zurückfallen.“ Nationale Machtinteressen würden konventionelle Kriege damit wahrscheinlicher machen.

Zudem sei es notwendig, dass nuklear bewaffnete Demokratien Diktaturen mit Atomwaffen durch das atomare Patt abschrecken, so Hacke. „Der Trend zur Weiterverbreitung der Waffe ist leider stärker geworden.“

Selbst wenn es zu einer atomwaffenfreien Welt käme, bliebe ja das Wissen um die Herstellung der Bombe. Jedes Land, das sich auf die Ächtung verließe, würde seine Sicherheitsinteressen sträflich vernachlässigen, so der 74-Jährige, der bis zu seiner Emeritierung Politikwissenschaft und Zeitgeschichte an der Universität Bonn und zuvor an der Universität der Bundeswehr in Hamburg lehrte. All das mache „Global Zero“ illusorisch, auch wenn Anti-Atom-Organisationen den Nobelpreis erhielten und der Papst dazu seinen Segen erteile.

Unterdessen fordert der Politikwissenschafter Maximilian Terhalle, Deutschland müsse angesichts der russischen Bedrohung den Aufbau einer europäischen Atommacht zu seiner Priorität machen. Hierfür müsse die Bundesrepublik im Rahmen ihrer NATO-Mitgliedschaft „Mitentscheidungsrechte“ mit Großbritannien und Frankreich aushandeln, schreibt der Professor für Internationale Politik an der Universität Winchester in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Mittwoch-Ausgabe). „Damit würde Berlin den strategischen Unwägbarkeiten des Trumpschen Isolationismus und des unabwendbaren amerikanischen Fokus auf Asien, aber auch der Gefahr seiner eigenen Verwundbarkeit bündnispolitisch kraftvoll begegnen.“