18-jährige Wienerin wegen versuchten Mordes vor Gericht
Wien (APA) - Ein 18-jähriges Mädchen hat sich am Mittwoch wegen versuchten Mordes vor einem Wiener Schwurgericht verantworten müssen. Sie ha...
Wien (APA) - Ein 18-jähriges Mädchen hat sich am Mittwoch wegen versuchten Mordes vor einem Wiener Schwurgericht verantworten müssen. Sie hatte am 10. Dezember 2016 in Favoriten einem 19 Jahre alten Lehrling mit einem Brotmesser in die Brust und zwei Mal in den Oberarm gestochen. „Mein Plan war nicht ihn umzubringen“, versicherte die Angeklagte.
„Meine Mandantin ist ein ordentliches Mädchen. Sie ist sehr arbeitsam“, beschrieb Verteidigerin Romana Zeh-Gindl die positiven Seiten der 18-Jährigen, die als Büroangestellte beschäftigt ist. Andererseits dürfte sie zu Jähzorn neigen und ihre Emotionen nicht ganz im Griff haben, wenn sie Beleidigungen zu hören bekommt.
Selbiges widerfuhr ihr, als sich die 18-Jährige mit einigen Freundinnen einen netten Abend machen wollte. Eine von ihnen soll im Vorfeld Geheimnisse ihres Ex-Freundes ausgeplaudert haben. Davon erlangte dessen Freundeskreis Kenntnis, was dazu führte, dass die Mädchengruppe mit einem Burschen telefonierte, der ihnen deswegen die Leviten las. Dabei stieß der 19-Jährige Beschimpfungen aus. Der Ausdruck „Hurenkind“ soll gefallen sein.
In weiterer Folge verabredeten sich die Mädchen gegen 21.00 Uhr unweit des Reumannplatzes, um die Sache zu bereinigen. Die Angeklagte steckte dazu ein Messer ein, um sich - wie sie nun den Geschworenen darlegte - im Fall des Falles verteidigen zu können: „Ich wusste nicht, was auf mich zukommt.“
Laut Anklage ging sie allerdings umgehend und gezielt auf den Burschen zu, der zuvor wüst geschimpft hatte. Auf ein aufgebrachtes „Was schimpfst du meine Mutter?“ soll sie ihm das Messer in die Brust gestoßen haben. Als der körperlich deutlich überlegene Bursch die 18-Jährige in den Schwitzkasten nahm, kassierte er zwei weitere Stiche, ehe ihr die Waffe zu Boden fiel und zerbrach.
„Er hat mich wirklich sehr provoziert“, gab die Angeklagte zu Protokoll. Der Bursch sei „ausgerastet“, hätte sie „gegen die Wand gedrückt“. Sie habe sich bedroht, angegriffen gefühlt: „Damit er mich loslässt, wollte ich ihn verletzen.“ Sie hätte befürchtet, „dass er mir zuvorkommt“, und deshalb zugestochen. „Er war sehr aggressiv. Seine Augen waren schon verdreht“, schilderte das Mädchen.
Der Bursch erklärte demgegenüber, er hätte keine Aggressionen gesetzt: „Ich konnte gar nichts sagen, da hat sie schon das Messer gezogen.“ Als das Mädchen damit herumzufuchteln begann, „habe ich sie nicht ernst genommen. Ich bin ja einen Kopf größer“. Plötzlich hätte er einen Stich gespürt und bemerkt, „dass es unter der Jacke warm wird. Dann hab‘ ich das Blut gesehen“.
Dass er eine Winterjacke und darunter einen dicken Pullover trug, bewahrte den Burschen vor lebensgefährlichen Verletzungen. Der Stich ging nicht tief - vermutlich auch deshalb nicht, weil die zierliche, klein gewachsene 18-Jährige nicht mit der Statur einer Kämpfernatur gesegnet ist. Der Verletzte ließ sich von einem Taxi ins Spital bringen, während die 18-Jährige ihren Vater anrief und sich auf dessen Rat hin der Polizei stellte.