Simbabwes Wirtschaft in schwerer Krise

Harare (APA/Reuters) - Simbabwe war in den 1980er Jahren eines der wirtschaftlich erfolgreichsten Länder Afrikas. Inzwischen steckt es in ei...

Harare (APA/Reuters) - Simbabwe war in den 1980er Jahren eines der wirtschaftlich erfolgreichsten Länder Afrikas. Inzwischen steckt es in einer anhaltend tiefen Wirtschaftskrise, für die Gegner, aber auch langjährige Wegbegleiter Robert Mugabes den Präsidenten verantwortlich machen.

Zugleich fühlt sich die alte Garde der Guerillakämpfer des Unabhängigkeitskrieges von Mugabes Frau Grace ins Abseits gestellt, die sich vor allem auf die Parteijugend stützt. „Das ist die Korrektur eines Staates am Abgrund“, sagte Chris Mutsvangwa, der Führer der Veteranen des Befreiungskrieges und fügt hinzu: „Das ist das Ende eines sehr schmerzvollen und traurigen Kapitels einer jungen Nation, in dem ein Diktator, als er alt wurde, seinen Hof einer Bande von Dieben um seine Frau überließ.“ Finanzminister Ignatius Chombo, der zur einflussreichen Gruppe um Grace Mugabe getählt wird, wurde nach Informationen aus Regierungskreisen festgenommen.

Simbabwe trudelt derzeit wieder in eine schwere Wirtschaftskrise. Viele befürchten, dass sie noch schlimmer werden könnte als der Zusammenbruch 2007/2008. Damals lag die Inflationsrate in der Spitze bei 500 Milliarden Prozent. Gegenwärtig werden bereits wieder Importgüter knapp. Die Inflationsrate liegt bei 50 Prozent im Monat.

Aus Geheimdienstdokumenten, in die die Nachrichtenagentur Reuters Einblick erhielt, geht hervor, dass der entlassene Vizepräsident Emmerson Mnangagwa für eine Wiederbelebung der Wirtschaft Tausende vor 20 Jahren von ihrem Land vertriebene weiße Farmer wieder ins Land holen wollte. Außerdem wollte er den Dokumenten zufolge die abgebrochenen Beziehungen zur Weltbank und zum Internationalen Währungsfonds wiederherstellen.

Die Landreform aus dem Jahr 2000, die zur oft gewaltsamen Enteignung europäischstämmiger Farmer führte, markierte einen Tiefpunkt von Mugabes Amtszeit. Er ließ sie vertreiben und ihr Land an Gefolgsleute verteilen, die damit auf Anhieb oft nicht zu wirtschaften wussten. Eine Rieseninflation und Fachkräfte-Abwanderung folgten. Aus dem einstigen Brotkorb der Region wurde ein Bittsteller.

Zuletzt machte Mugabe auch mit seiner Verschwendung in dem verarmten Land Schlagzeilen, in dem die Arbeitslosigkeit bei über 90 Prozent liegt. Zu seinem 93. Geburtstag mit tausenden Gästen gab es ein verschwenderisches Festessen, was angesichts der Nahrungsmittelknappheit für Kritik sorgte. Die Kosten für die tagelangen Feierlichkeiten wurden auf eine Million Dollar geschätzt.

Biograf Martin Meredith zufolge ging es Mugabe jedoch nie vornehmlich um persönliche Bereicherung: „Seine wahre Obsession war nicht persönlicher Reichtum, sondern Macht.“ Diese könnte nun nach fast vier Jahrzehnten ein abruptes Ende nehmen.