DIHK: Deutschen Unternehmen droht Totalverlust in Venezuela

Berlin/Moskau (APA/Reuters) - Eine Staatspleite Venezuelas könnte deutschen Unternehmen teuer zu stehen kommen. Das gelte insbesondere für F...

Berlin/Moskau (APA/Reuters) - Eine Staatspleite Venezuelas könnte deutschen Unternehmen teuer zu stehen kommen. Das gelte insbesondere für Firmen, die Waren und Dienstleistungen an den OPEC-Staat oder seine Staatsunternehmen geliefert hätten, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, am Mittwoch.

„Die aktuellen Zahlungsschwierigkeiten versetzen die deutsche Wirtschaft in große Sorge“, sagte Treier. Viele von ihnen hätten noch erhebliche Außenstände. „Ihnen gegenüber ist das Land jetzt schon im Zahlungsverzug - zum Teil schon seit Jahren.“ Sei die Finanzlage tatsächlich so hoffnungslos wie es den Anschein habe, drohe ein Totalverlust. „Hinzu kommt, dass selbst bei einer unerwartet starken Erholung des Ölpreises die strukturellen Defizite der venezolanischen Wirtschaft ein Turnaround auf Jahre hinaus nahezu unmöglich macht“, sagte Treier.

Venezuela steht im Ausland mit 150 Mrd. Dollar (128 Mrd. Euro) in der Kreide, davon allein der Staat mit 45 Mrd. Dollar und der staatliche Ölkonzern PDVSA noch einmal mit 45 Mrd. Dollar, so das International Institute of Finance. Erste Gespräche mit den Gläubigern über eine Umschuldung von rund 60 Mrd. Dollar brachten zu Wochenbeginn kein greifbares Ergebnis. Die US-Ratingagentur S&P erklärte für das Land einen punktuellen Zahlungsausfall (Selective Default), da es zuletzt fällige Zinszahlungen über 200 Mio. Dollar nicht geleistet hat.

Russland einigte sich dagegen nun auf einen bilateralen Umschuldungsdeal. Demnach wird Caracas in den kommenden zehn Jahren insgesamt 3,15 Mrd. Dollar nach Moskau überweisen, gab das russische Finanzministerium bekannt. In den ersten sechs Jahren seien die Rückzahlungen noch sehr gering. Venezuela hatte sich zuletzt 2011 Geld von Russland geliehen, aber seit 2016 wegen der schweren Wirtschaftskrise Schwierigkeiten, seinen Verpflichtungen nachzukommen.

Das Land ist auf Gedeih und Verderb von der Ölproduktion abhängig. Während des Ölbooms legte der linke Vorgänger von Präsident Nicolas Maduro, Hugo Chavez, großzügige Sozialprogramme auf und lieh Milliarden an der Wall Street. Doch dann rauschten ab 2014 die Ölpreise in den Keller. Die Ölindustrie leidet zudem unter einem gewaltigen Investitionsmangel, der die Förderung beeinträchtigt. Venezuela brachen die Einnahmen weg. Seit der Parlamentswahl 2015 steckt das Land in einer politischen Krise. Immer wieder kommt es zu Massenprotesten gegen Maduro, dem die Opposition Korruption und den Aufbau einer Diktatur vorwirft.