Eingängige Avantgarde: Fever Ray meldet sich zurück - Popnews

Wien (APA) - *...

Wien (APA) - *

Es darf wieder schräg werden: Karin Dreijer, Teil des schwedischen Electroduos The Knife, hat auch als Solokünstlerin eine Vorliebe für obskure Klänge. Als Fever Ray legte sie vor gut acht Jahren eine zwischen mystischen Ambientsounds und weit außenstehendem Popappeal changierende Platte vor. Seitdem mussten Fans warten, aber dank „Plunge“ gibt es nun neues Futter. Das letztlich relativ überraschend veröffentlichte Album (derzeit nur digital erhältlich, CD- und LP-Versionen sollen am 23. Februar folgen) hat Dreijer gemeinsam mit Kollegen wie Paula Temple, Tami T oder Peder Mannerfelt eingespielt. Wenn Avantgarde eingängig geht, dann so: krude Elektronik für den Dancefloor, eigenwillige Melodien für den Kopf. Die anstehende Europatour im Frühjahr startet Fever Ray übrigens in der Wiener Simm City (19. Februar). Jetzt schon ein Pflichttermin.

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Ein sportlicher Zugang: Die schwedische Singer-Songwriterin Anna Ternheim hat ihre neue Platte „All the Way to Rio“ in der brasilianischen Metropole geschrieben. Einen Monat lang gab es dort für sie die strenge Abfolge: Schreiben, Laufen, Schwimmen. Die so entstandenen Songs zeigen Ternheim sehr gelassen und ausgeglichen, obgleich es noch eine ganze Zeit gedauert hat, bis aus den Rio-Skizzen schließlich die fertigen Stücke wurden. Zusammengehalten werden sie wie immer von ihrer ausdrucksstarken Stimme, die sich nun über oft ungewohnte Songstrukturen legt, in Songs wie „Battered Soul“ aber auch altbekannte und willkommene Wege geht. Kommende Woche ist Ternheim beim Blue-Bird-Festival im Wiener Porgy & Bess (23. bis 25. November) zu Gast.

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Ebru Düzgün bringt Farbe ins Rapgeschäft: Die gebürtige Münchnerin macht als Ebow von sich reden, zunächst mit selbst organisierten Auftritten in ihrer Heimatstadt, mittlerweile als angenehm überraschende Stimme in der Hip-Hop-Community. Ihr neues Album „Komplexität“ erscheint auf dem Wiener Label Problembär Records und wird von der jungen Musikerin am morgigen Freitag im Flex präsentiert. Songs wie „1.000 Elefanten“ zeigen ihr Gespür für Melodie und Atmosphäre, sind eher zeitgenössischem R‘n‘B zuzurechnen, während der Opener „Ghetto Rave“ zur Party lädt. Inhaltlich nimmt sich Ebow kein Blatt vor den Mund, gerade mit ungewohnten Perspektiven auf scheinbar totdiskutierte Themen kann sie punkten. Und wenn Ebow in „Bad Lan“ davon rappt, ein Unikat zu sein - tja, man kann ihr nur zustimmen.

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Aaron Bruno hat wieder seinen Kreativmotor gestartet: Der Kopf hinter der Popformation Awolnation („Sail“) bringt am 2. Februar 2018 das neue Studioalbum „Here Come The Runts“ auf den Markt und macht mit dem Song „Passion“ bereits Lust darauf. Der US-Amerikaner hat sein Faible für die Verschmelzung unterschiedlichster Welten offenbar keineswegs verloren, wenn in diesen dreieinhalb Minuten eine rhythmusgetriebene Popstrophe dem rockigen Refrain gegenübergestellt wird. Live sind Awolnation am 14. April im Wiener WUK zu erleben.

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Metallische Härte, elektronische Kühle: Bereits für „One Day You Will Ache Like I Ache“ haben die beiden Bands The Body und Full of Hell zusammengearbeitet, nun gibt es Nachschub. Für Protagonisten einer extremen Form von Metal und Elektronik, die beide Spielarten bis zum Äußersten treiben, erscheint das Album „Ascending a Mountain of Heavy Light“ zum Teil sogar ziemlich Groove-orientiert (man höre etwa „Earth is a Cage“). Aber leicht verdaulich geht natürlich immer noch anders, wie beispielsweise der Einstieg in das mächtige „Farewell, Man“ bezeugt: malmende Riffs, verstörende Elektrosounds und ein kreischendes Organ, das jegliches Textverständnis verunmöglicht. Der Anhängerschar dürfte die Platte sicherlich ein Anlass zur Freude sein, für den Rest bleibt es eine akustische Herausforderung.