Auffangnetz für Vergessene
Im Verein WAMS finden jene einen Job, die am Arbeitsmarkt keinen Platz haben. Viele blühen auf und fassen Fuß. Der Verein leistet auch einen volkswirtschaftlichen Beitrag.
Von Denise Daum
Innsbruck –Eine Frau, 56 Jahre, Ehe gescheitert, lange daheim bei den Kindern, psychisch angeschlagen, keine Chance mehr, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, alle Hoffnung verloren. Ein Mann, geprägt von jahrzehntelanger harter Schichtarbeit, vom Betrieb aussortiert, weil er „fertiggearbeitet“ ist, am Arbeitsmarkt scheint kein Platz mehr für ihn zu sein.
Derartige Schicksale sind es, mit denen Andrea Romen tagtäglich konfrontiert ist, die sie berühren und die auch der Grund für ihr Engagement sind. Romen führt seit 25 Jahren den Verein WAMS, mit Leib, Seele und Erfolg. Im Jahr 2017 hat der Verein 133 Arbeitsplätze geschaffen, für nächstes Jahr sind es sogar 140. Begonnen hat der Verein vor 33 Jahren mit dem ersten Laden in Innsbruck mit sieben Arbeitsplätzen. Aktuell gibt es beim WAMS 61 so genannte Transitarbeitsplätze: Ein Jahr lang bekommen Langzeitarbeitslose eine Stelle – als Sprungbrett zurück auf den Arbeitsmarkt. Da die Arbeitsplätze laufend neu besetzt werden, bekommen immer wieder neue Menschen eine Chance. 33 Prozent dieser Transitmitarbeiter befinden sich innerhalb eines Zeitraums von einem Jahr nach dem Austritt beim WAMS in einem Dienstverhältnis.
In letzter Zeit hat der Verein den Fokus verstärkt auch auf ältere Arbeitslose ab 55 Jahren gelegt. Aktuell gibt es beim WAMS 25 derartige Stellen. „Für diese Zielgruppe ist es wichtig, dass sie nicht nur ein Jahr bleiben, sondern die Option haben, bis zur Pension bei uns zu arbeiten“, erklärt Romen.
„Das Wichtigste ist, dass wir niederschwellig sind. Wir erwarten keine Erfahrung und keine Berufsausbildung – wir fangen genau jene auf, die am Arbeitsmarkt kaum eine Chance haben. Wir erwarten nur eines: Motivation“, erklärt Romen und räumt gleich mit einem Vorurteil auf: Der Großteil der Arbeitslosen wolle sehr wohl arbeiten. „Leistungsempfänger zu sein, wird als demütigend empfunden.“
Die Basis für die Arbeit des Vereins sind die Warenspenden, die in den charakteristisch gelben Containern abgegeben werden können. „Die Waren bedeuten Arbeit. Wir bekommen oft erstaunlich schöne Dinge, dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Romen. Die Spenden werden eingesammelt, durchgeschaut, sortiert, mitunter repariert und dann verkauft – das ist viel Arbeit, die viele Jobs bringt. In diesem Spektrum ist für jeden Arbeitsuchenden eine passende Beschäftigung dabei.
Beim WAMS bekommen die Menschen aber nicht nur eine existenzsichernde Arbeit, sondern ihnen wird umfassend unter die Arme gegriffen: mit Fachtrainings, Schulungen und sozialpädagogischer Beratung und Unterstützung.
Die öffentliche Hand – allen voran AMS Tirol und Land Tirol – unterstützt den Verein mit Förderungen. 70 Prozent der Aufwände können durch Eigenleistung abgedeckt werden. Hinzu kommt, dass „unsere Abgaben in Form von Sozialversicherungsbeiträgen, Lohn- und Kommunalsteuer gemeinsam mit den Einsparungen an Arbeitslosengeld deutlich höher sind als der Förderbedarf“, betont Romen. Der Verein leistet damit auch einen volkswirtschaftlichen Beitrag.
Die eingangs beschriebene 56-jährige Frau ist während ihrer Tätigkeit im Verein WAMS aufgeblüht. „Sie hat sich wirklich toll entwickelt und Selbstvertrauen aufgebaut. Bei uns hat sie die Garantie, arbeiten zu können, bis sie 60 ist“, erklärt Romen. Damit ist nicht nur ihre Existenz gesichert und ihr Selbstwertgefühl gestiegen, sondern sie hat auch die Möglichkeit bekommen, ihr Berufsleben positiv abzuschließen.