Ex-Bundesbankchef Weber sieht schwere Zeiten auf Geldpolitik zukommen

Berlin (APA/Reuters) - Der frühere Deutsche-Bundesbank-Chef Axel Weber sieht die Geldpolitik trotz des weltweiten Aufschwungs vor schwierige...

Berlin (APA/Reuters) - Der frühere Deutsche-Bundesbank-Chef Axel Weber sieht die Geldpolitik trotz des weltweiten Aufschwungs vor schwierigen Zeiten. Die ultra-lockere Linie der Währungshüter auf beiden Seiten des Atlantiks habe zu einem gewaltigen Übermaß an Liquidität an den Finanzmärkten geführt, sagte der UBS-Verwaltungsratschef am Donnerstag auf dem Wirtschaftsgipfel der „Süddeutschen Zeitung“ in Berlin.

Auch wenn die EZB etwas den Fuß vom Gas nehmen wolle und die US-Notenbank Fed mit dem Abbau ihrer aufgeblähten Bilanz begonnen habe, zirkuliere dennoch immer noch zu viel Geld „auf der Jagd nach Rendite“ im Finanzsystem. Doch die Investoren ließen vielfach die Risiken außer Acht: „Jetzt, da die Geldpolitik sich etwas zurücknimmt, geraten wir in ein sehr schwieriges Umfeld.“

Die Geschichte lehre, dass geldpolitische Wendepunkte stets wirtschaftliche Probleme nach sich zögen. In dieser Situation laufe der Wunsch der Investoren ins Leere, von den Notenbanken mehr Orientierung über den künftigen Kurs zu bekommen: „Das können die Zentralbanken in diesen außergewöhnlichen Umständen gar nicht leisten, weil sie nicht wissen, was vor ihnen liegt.“ Es fehle an „Karten, um auf diesem Neuland zu navigieren“. Denn niemals zuvor habe es weltweit ein so niedriges Zinsniveau gegeben. Auch die Bilanzen der Zentralbanken seien so aufgebläht wie niemals zuvor.

Weber hatte das Amt als Verwaltungsratschef der Schweizer Großbank 2012 übernommen. Der frühere Volkswirtschafts-Professor war 2011 nach Differenzen über den geldpolitischen Kurs der EZB als Bundesbank-Chef zurückgetreten. Weber sagte in Berlin, vor Jahren hätten sich die Befürworter der ultra-lockeren Geldpolitik mit Blick auf die Stützung der Finanzmärkte und die Konjunktur „wahre Wunderdinge“ erwartet. Er finde es „verstörend“, wenn ihm die Niedrigzins-Anhänger nun erzählen wollten, dass die Abkehr von der Geldflut die Wirtschaft nicht tangieren werde.