Tirol

Zehn und acht Jahre Haft nach Raubüberfall auf Juwelier in Fügen

Der 27-jährige (l.) und der 35-jährige Angeklagte wurden von Justizwachebeamten in Handschellen in den Gerichtssaal geführt.
© TT/Rudy De Moor

Der brutale Überfall auf eine Zillertaler Schmuckhändlerin endete mit hohen Haftstrafen. Das traumatisierte Opfer blieb dem Gerichtssaal fern.

Von Thomas Hörmann

Innsbruck – Die Verletzungen heilen, die seelischen Narben bleiben. Ende Jänner – ein halbes Jahr nach dem brutalen Überfall in Fügen – wird die Inhaberin ihren kleinen Juwelierladen zusperren: „Sie kann nicht mehr dort arbeiten“, erklärte ihr Anwalt am Freitag beim Prozess. Die Zillertalerin konnte auch nicht an der Verhandlung teilnehmen, „nicht einmal in die Nähe des Landesgerichts wollte sie kommen“, so ihr Rechtsvertreter weiter.

Musste sie auch gar nicht – die beiden Angeklagten legten ohnehin umfassende Geständnisse ab. So gab der 35-jährige Bosnier zu, am 14. Juli der Geschäftsfrau die Pistole an den Hals gehalten zu haben, sie auf den Boden gezwungen und mit mehreren Faustschlägen malträtiert zu haben. „Er geriet in Rage, weil er mich nicht fesseln konnte“, heißt es im Befragungsprotokoll des Opfers: Nach sieben bis acht Faustschlägen gegen den Kopf „wimmerte ich nur noch, war voller Blut und wurde kurz bewusstlos“. Der zweite Angeklagte (27), ein im Zillertal lebender Bosnier, räumte ein, bei der Vorbereitung und der Flucht geholfen zu haben.

Bei der Rollenverteilung uneinig

Nur bei der Rollenverteilung waren sich die Landsmänner uneinig: Beide versuchten, ihren jeweiligen Komplizen in die Hauptrolle zu drängen. Er sei nur der Handlanger gewesen, habe seinen Freund vom Flughafen abgeholt und beim Besorgen der Raub-Ausrüstung (Schreckschusspistole, Fluchtmoped etc.) unterstützt, rechtfertigte sich der jüngere Angeklagte. Er gestand auch, dem Koch aus Banja Luka ein Zimmer in einer Pension besorgt zu haben. Die gemeinsame Besichtigungstour nach Fügen im Vorfeld des Überfalls gab der Bosnier ebenfalls zu.

Er habe 1000 Euro Schulden beim 27-Jährigen gehabt und auch den Verkauf von 30 Gramm Kokain für seinen Mitangeklagten durch Eigenkonsum vermasselt, erzählte der ältere Koch eine andere Geschichte. „Um die Schuldenfrage zu lösen, sollte ich nach Österreich kommen. Er hat mir sogar den Flug bezahlt und das Schmuckgeschäft gezeigt.“

Für den Schöffensenat war damit klar, dass sich die Rolle des 27-Jährigen nicht bloß auf die eines Handlangers beschränkte: acht Jahre Haft (nicht rechtskräftig). Sein Komplize muss zehn Jahre ins Gefängnis (rechtskräftig).