Siemens schließt zwei Werke - Politiker und Gewerkschaft empört
München (APA/AFP) - Mit Empörung haben Politiker und Arbeitnehmervertreter in Deutschland auf die angekündigte Schließung von zwei Siemens-S...
München (APA/AFP) - Mit Empörung haben Politiker und Arbeitnehmervertreter in Deutschland auf die angekündigte Schließung von zwei Siemens-Standorten in Sachsen reagiert. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) kritisierte die geplanten Schließungen der Standorte Leipzig und Görlitz am Donnerstag als „unverantwortlich“, die Gewerkschaft IG Metall kündigte einen „harten Widerstand“ an.
Deutschlandweit will Siemens in den kommenden Jahren 3.300 Arbeitsplätze abbauen, stark betroffen sind auch Berlin und Mülheim an der Ruhr.
Weltweit sollen künftig insgesamt 6.900 Arbeitsplätze wegfallen. Außerhalb Deutschlands sind in Europa von den Umstrukturierungen gut 1.100 Stellen betroffen, außerhalb von Europa sind es weitere 2.500 Jobs, davon allein 1.800 in den USA. In Österreich wird der Standort Wien in einem noch unbekannten Ausmaß betroffen sein.
Von den beiden Standortschließungen in Sachsen sind Siemens zufolge insgesamt 920 Jobs betroffen. Grund für den Abbau vor allem in der Kraftwerkssparte sei der „rasant zunehmende Strukturwandel“ bei der fossilen Stromerzeugung und im Rohstoffsektor, erklärte der Konzern. An den Standorten Berlin und Mülheim an der Ruhr sollen mehrere hundert Stellen gestrichen werden. Für den Standort Erfurt in Thüringen werden Siemens zufolge „mehrere Optionen geprüft“, darunter auch ein Verkauf.
Sachsens Ministerpräsident Tillich kritisierte die Entscheidung zu den Standortschließungen im Freistaat scharf. Diese lasse „jegliche regionale Verantwortung eines großen deutschen Konzerns vermissen“, kritisierte der CDU-Politiker. Dafür habe er „überhaupt kein Verständnis“.
Auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) zeigte sich „wütend und empört“. Es könne nicht sein, dass trotz enormer Rekordgewinne des Unternehmens die Verantwortung „für die gesamte Industrieregion aufs Spiel gesetzt wird“. Er forderte Siemens auf, diese „Entscheidung gegen Sachsen“ zu revidieren. Auch Tillich will mit dem Konzern über Alternativen für die beiden sächsischen Standorte reden.
Die sächsische SPD-Generalsekretärin Daniela Kolbe und der SPD-Bundestagsabgeordnete Thomas Jurk aus Görlitz sprachen von einem „Schlag ins Gesicht der Beschäftigten“. Die Entscheidung von Siemens sei zudem ein „fatales Signal für die wirtschaftliche Entwicklung Ostdeutschlands“.
Linken-Fraktionsvize Klaus Ernst kritisierte den geplanten Stellenabbau als „zutiefst verantwortungslos“. Wieder einmal müssten Beschäftigte für die Fehler ihres Managements bezahlen, erklärte Ernst. „Hier werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Straße gesetzt, während der Konzern und die Aktionäre Rekordergebnisse einfahren“, erklärte Ernst.
Bereits am vergangenen Donnerstag hatte Siemens Stellenstreichungen vor allem im Kraftwerksgeschäft angekündigt, zeitgleich aber ein konzernübergreifend „hervorragende Ergebnis“ vermeldet. Siemens-Chef Joe Kaeser begründete den Arbeitsplatzabbau mit der „Gesamtverantwortung für das Unternehmen“. In der Kraftwerkssparte brach der Umsatz im vierten Quartal um 20 Prozent und der Gewinn sogar um 40 Prozent ein.
In Leipzig demonstrierten am Donnerstag nach Angaben der IG Metall mehr als 300 Siemens-Beschäftigte und Unterstützter für den Erhalt ihres Werkes. Die Gewerkschaft kündigte einen „harten Widerstand“ gegen die angekündigten Stellenstreichungen und Standortschließungen an. „Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, erklärte IG-Metall-Bezirksleiter Olivier Höbel. Die seit zehn Jahren geltende Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung, die Kündigungen und Standortschließungen ausschließt, werde von Siemens „mit Füßen getreten“.
~ ISIN DE0007236101 WEB http://www.siemens.com ~ APA469 2017-11-16/17:42