Teheran: London tilgt Schulden nicht wegen inhaftierter Britin

London/Teheran (APA/dpa) - Großbritannien wird nach iranischen Angaben bei Teheran Altschulden aus den 1970er-Jahren von 450 Millionen Pfund...

London/Teheran (APA/dpa) - Großbritannien wird nach iranischen Angaben bei Teheran Altschulden aus den 1970er-Jahren von 450 Millionen Pfund (504,58 Mio. Euro) begleichen. Das habe nichts mit einem geplanten Besuch des britischen Außenministers Boris Johnson in Teheran oder dem Fall der im Iran inhaftierten Britin Nazanin Zaghari-Ratcliffe zu tun, sagte der iranische Botschafter Hamid Baeidnejad am Freitag.

Die iranischen Forderungen stammen aus einem Waffengeschäft, das noch vor der Islamischen Revolution unter dem Schah geschlossen worden war. Großbritannien hatte damals dem Iran 1.750 Panzer verkauft und davon 185 geliefert. Nach dem Sturz des Schah 1979 wollte London die übrigen Panzer nicht nachliefern. Teheran forderte das bezahlte Geld zurück, London weigerte sich jedoch.

Laut Baeidnejad sollen die Schulden nach einem fast 40-jährigen juristischen Streit der beiden Länder in den nächsten Tagen beglichen werden. Berichte einiger britischen Medien, dass die Summe als Lösegeld für die Freilassung der inhaftierten Britin bezahlt werde, seien falsch, sagte der Botschafter.

Zaghari-Ratcliffe besitzt auch die iranische Staatsangehörigkeit. Im März 2016 hatte die 38-jährige Projektmanagerin der Thomson Reuters Stiftung ihre Eltern in der südostiranischen Stadt Kerman besucht. Als sie Anfang April nach England heimkehren wollte, wurde sie am Flughafen in Teheran unter Spionage- und Umsturz-Vorwürfen verhaftet. Ein Gericht verurteilte sie zu fünf Jahren Gefängnis. Seitdem ist sie in Haft.

Johnson hatte Zaghari-Ratcliffes Lage mit seiner Aussage in einem Parlamentsausschuss verschlimmert, die Britin habe während ihres Aufenthalts im Iran Journalismus gelehrt. Bis dahin hatten ihr Ehemann und Thomson Reuters betont, dass sie mit ihrer Tochter nur privat in das Land gereist sei, um ihre Eltern zu besuchen.

Die iranische Justiz nahm Johnsons Aussage zum Beleg dafür, dass die Frau eine Spionin sei. Juristen im Iran argumentierten dagegen, die Unterrichtung junger Journalisten sei nicht strafbar und Kontakt mit iranischen Journalisten könne nicht mit Spionage gleichgesetzt werden.