Frankreichs enges Band zum Libanon
Paris/Beirut/Riad (APA/AFP) - Frankreich hat seit Jahrhunderten enge Verbindungen zum Libanon. Wenn Präsident Emmanuel Macron an diesem Sams...
Paris/Beirut/Riad (APA/AFP) - Frankreich hat seit Jahrhunderten enge Verbindungen zum Libanon. Wenn Präsident Emmanuel Macron an diesem Samstag inmitten der libanesischen Regierungskrise Ministerpräsident Saad Hariri im Pariser Elysee-Palast empfängt, ist dies aber auch ein Zeichen für seine neue Außenpolitik.
Warum empfängt Macron Hariri?
Der französische Staatschef verspricht sich davon eine Entspannung in der undurchsichtigen Krise um Hariri, der am 4. November von Saudi-Arabien aus seinen Rücktritt erklärt hatte. Laut Macron geht es jedoch nicht um ein „Exil“ für Hariri in Frankreich. Der 47-jährige Hariri hatte die Befürchtung geäußert, wie sein Vater, der frühere Ministerpräsident Rafik Hariri, im Libanon ermordet zu werden.
Welche Interessen verfolgt Macron im Nahen Osten?
Der französische Präsident versucht, die Lücke zu schließen, die die USA und Großbritannien als traditionelle Vermittler gelassen haben. Washington hat sich unter US-Präsident Donald Trump zurückgezogen, London wegen der schwierigen Brexit-Verhandlungen. Macron hat sich zunächst für den Erhalt des Atomabkommens mit dem Iran eingesetzt, nun vermittelt er in der Libanon-Krise.
Am 9. November reiste Macron überraschend nach Riad und beriet mit dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman über die Lage. Am Donnerstag traf zudem der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian mit Hariri in Riad zusammen. Frankreich tritt als Garant für dessen Bewegungsfreiheit auf.
Als Vermittler zwischen dem Iran und Saudi-Arabien, die um Einfluss in der Region ringen, ist Paris aber in Schwierigkeiten: Teheran warf Frankreich am Freitag Befangenheit vor, nachdem Le Drian von „hegemonialen“ Ambitionen des Iran gesprochen hatte.
Was verbindet Frankreich und den Libanon?
Die Beziehungen bestehen seit Jahrhunderten: Ein Abkommen mit den Osmanen aus dem 16. Jahrhundert machte Frankreich zur Schutzmacht der Christen. Nach dem Ende des Osmanischen Reiches 1920 erteilte der Völkerbund Frankreich ein Mandat für den Libanon, 1943 wurde das Land unabhängig. Paris hat aber weiter enge Verbindungen zu dem multireligiösen Staat, in dem laut Verfassung ein Christ Präsident sein muss und ein sunnitischer Muslim Regierungschef.
Welche Verbindungen gibt es zur Hariri-Familie?
Es gibt sehr enge Kontakte, die auf den früheren französischen Präsidenten Jacques Chirac zurückgehen. Als Bürgermeister von Paris schloss der Konservative in den 1980er-Jahren Freundschaft mit Rafik Hariri, Saads Vater. Letzterer investierte über sein Bauunternehmen Oger in Frankreich, Oger International hat seinen Sitz im Großraum Paris.
Als Rafik Hariri 1992 Ministerpräsident des Libanon wurde und Chirac 1995 Präsident, kamen zu den privaten politische Interessen hinzu. Chirac war der einzige westliche Staatschef bei der Beerdigung des 2005 ermordeten Rafik Hariri und empfing seinen Sohn Saad mehrfach im Elysee-Palast. Nach Amtsende lebte Chirac ab 2007 jahrelang in einem Luxus-Apartment an der Seine, das der Hariri-Familie gehört.
Belastet wurden die Beziehungen zuletzt durch einen Finanzstreit: Der Oger-Konzern schuldet seinen französischen Angestellten seit 2015 viel Geld. Macron macht Druck auf Hariri, die Ausstände zu begleichen.