Mafia-Kronzeuge: „Für mich war Riina auch ein Freund“
Rom (APA/dpa) - Er habe so etwas wie Mitleid empfunden, als er Freitagfrüh den Fernseher anschaltete und vom Tod des früheren Chefs der sizi...
Rom (APA/dpa) - Er habe so etwas wie Mitleid empfunden, als er Freitagfrüh den Fernseher anschaltete und vom Tod des früheren Chefs der sizilianischen Cosa Nostra erfuhr. „Aber für mich war er auch ein Freund“, sagte Gaspare Mutolo, ehemaliger sizilianischer Mafioso am Freitag in Rom.
Ausgerechnet am Tag des Todes vom „Boss der Bosse“, Salvatore „Toto“ Riina, stellte sich der Mafia-Kronzeuge in Rom Fragen von Journalisten. „Er war derjenige, der mir geholfen hat, nicht getötet zu werden.“ Er könne aber natürlich nicht vergessen, wie viele Menschen Riina auf dem Gewissen habe.
In den Videos trägt der 77-Jährige Mutolo bei seinem Auftritt zunächst eine schwarze Maske, dann, als die Kameras ausgeschaltet sind, zeigt er sein Gesicht. Der Ex-Mafioso habe 1991 einen Entschluss gefasst: „Mein Leben zu ändern.“ Er arbeitete mit italienischen Behörden zusammen, unter anderem mit den populären und später ermordeten Mafia-Jägern Giovanni Falcone oder Paolo Borsellino. Insgesamt saß Mutolo ungefähr 20 Jahre in Haft. Auch er hat zahlreiche Menschen getötet.
Mutolo und Riina hatten sich in den 1960er-Jahren im berüchtigten Ucciardone-Gefängnis in Palermo kennengelernt. Später wurde Mutolo ein vollwertiges Mitglied der Cosa Nostra. Riina sei in seinem Innern böse, aber immer eine bescheidene Persönlichkeit gewesen, sagt Mutolo. „Bis zu einem bestimmten Punkt war Riina eine, sagen wir, väterliche, freundschaftliche Figur.“ Er habe sich von Riina abgewandt, als die Mafia unter seiner Führung auch „die Guten“ umbrachte, Kinder und Frauen ins Visier nahm.