Garnelen aus dem Keller in Hall
Zwei Rumer haben die erste Garnelenzucht Österreichs gebaut. Das Pilotprojekt setzt auf Nachhaltigkeit und soll weiter wachsen. Ein Besuch anlässlich des heutigen Weltfischereitages.
Von Deborah Darnhofer
Hall i. T. –Versteckt im dunklen Wasser in großen Tanks schwimmen die Schätze von Markus Schreiner (29) und Daniel Flock (24): selbst gezüchtete Garnelen. Die bescheren den jungen Konstrukteuren aus Rum viel Aufmerksamkeit, lassen ihre Mütter aber hungrig zurück.
Betritt man den Keller am Gelände der ehemaligen Straubkaserne in Hall, ist es wohlig warm, zig Schläuche hängen von der Decke. Ein wenig Stallgeruch weht um die Nase, auch etwas Salzaroma ist dabei. „Das kommt vom Futter und vom Wasser“, meint Flock. Gerade wachsen die glitschigen Delikatessen heran, zu Weihnachten soll es eine neue „Ernte“ geben.
Ein paar Kilogramm Garnelen werden Flock und Schreiner dann wieder verpacken und an Kunden sowie Köche verteilen. Das nussige Aroma und knackige Fleisch überzeugt viele. Die Warteliste ist bereits lang und die Ernte quasi schon verkauft, bevor sie in trockenen Tüchern bzw. Plastikpackungen liegt.
„Meine Mama mault schon, dass sie keine Garnelen bekommt“, schmunzelt Flock, dessen Schwester Janine im Skeleton-Schlitten Hundertstelsekunden jagt. Die Firmengründer bekommen auch nur dann etwas, „wenn etwas übrig bleibt“. Als sie fürs Foto Exemplare aus dem trüben Wasser fischen, haben sie Grund zu strahlen: Die jungen Garnelen sind wieder um einiges gewachsen.
Seit ihrer Kindheit hegen und pflegen die Cousins Fische in ihren Aquarien. Als sie vor fünf Jahren eine Dokumentation über die Missstände und Umweltverschmutzungen von Garnelen-Aquakulturen sehen, beginnen sie zu tüfteln. „Wir haben uns gefragt, ob es nicht auch Garnelen aus nachhaltiger Produktion ohne Chemikalien und Medikamente geben kann“, schildert Flock.
Gesagt, getan. Etwa 1000 Stunden tüfteln sie, tragen Wissen mühsam zusammen und zeichnen Pläne. 2015 geht schließlich die erste Zuchtanlage Österreichs in Betrieb. Ihre „Alpengarnelen“ kommen als Larven aus Übersee und wachsen in Hall zu essfertigen Portionen heran.
„Die Entwicklungsarbeit war enorm, jetzt läuft alles. Noch ist es aber ein Pilotprojekt“, sagt Schreiner. Durch die selbst gebaute Anlage strömen bis zu 20.000 Liter Wasser. Es wird auf 28 Grad Celsius aufgeheizt und mit Sauerstoff, Salz und Bakterien angereichert, so können die Jungzüchter auf unnatürliche Mittelchen verzichten.
„Es ist eine Kreislaufanlage, wir verwenden das Wasser öfter und filtern es alle paar Stunden“, betont Schreiner. Es sei im Prinzip wie in einer Kläranlage.
Ein Computer kontrolliert die eingegebenen Parameter, stimmt etwas nicht, schlägt er Alarm. Flock und Schreiner bekommen eine Nachricht aufs Handy und müssen reagieren. Nach wie vor arbeiten sie untertags als Konstrukteure, nach Feierabend kümmern sie sich um ihre „White Tiger Garnelen“, „die sind viel sensibler als Fische und mögen keinen Stress“, berichtet Schreiner. Im von den Bakterien dunkel gefärbten Wasser würden sie sich wohl fühlen und nicht gegenseitig auffressen. Zu Tausenden tummeln sie sich darin.
Den Wert eines Kleinwagens haben die Rumer in die Testanlage investiert, aus Erspartem. Derzeit produzieren sie jährlich 200 bis 300 Kilogramm Garnelen. Im nächsten Jahr wollen die Rumer „eine große, nachhaltige Anlage“ bauen. Damit wollen sie zehn bis 15 Tonnen pro Jahr züchten. Und ihre Mütter würden wohl auch endlich genügend Garnelen abbekommen.
Rezept-Tipp für zwei
Zutaten: 300 g Garnelen, 1/2 Chilischote (rot), 5 Zehen Knoblauch, 30 ml Olivenöl, 40 g Butter, 50 ml Weißwein, 2 EL Petersilie, Salz, Pfeffer zum Würzen, Weißbrot.
Zubereitung: Das Öl in einer Pfanne erhitzen. Chili, Knoblauch und Petersilie hacken. Butter, Chili und die Hälfte des Knoblauchs in die Pfanne geben und drei Minuten unter Rühren dünsten.
Die Garnelen hineingeben (bei konventionellen aus dem Supermarkt den Darm zuvor entfernen), den restlichen Knoblauch darauf verteilen. Die Garnelen ca. drei Minuten rosa braten, dann wenden. Mit Weißwein aufgießen und weitere vier Minuten braten. Anschließend auf einem Teller anrichten, nach Belieben salzen und pfeffern und mit Petersilie bestreuen.