1618-1648 - Eine kurze (Vor-)Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Wien (APA) - Der Dreißigjährige Krieg hat laut Schätzungen ungefähr acht Millionen Opfer gefordert und ein verwüstetes Europa hinterlassen. ...

Wien (APA) - Der Dreißigjährige Krieg hat laut Schätzungen ungefähr acht Millionen Opfer gefordert und ein verwüstetes Europa hinterlassen. Beginnend mit dem Prager Fenstersturz 1618 ist eine Spirale gewaltsamer Konflikte losgebrochen, die erst mit dem Westfälischen Frieden 1648 ein Ende fand. Die Ursachen waren ebenso machtpolitisch wie konfessionell gelagert.

Für den historischen Kontext von größter Bedeutung ist die Reformation. Als Beginn dieser kirchlichen Erneuerungsbewegung gilt das Jahr 1517, als Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittelsberg geschlagen haben soll. Die Reformbewegung spaltete sich alsbald in verschiedene protestantische Kirchen auf, allen voran Lutheraner und Reformierte wie etwa die Calvinisten.

Die Lehren des Protestantismus galten offiziell als Häresie, was zu zahlreichen, teils bewaffneten Konflikten rund um dessen rechtliche Stellung führte. 1531 gründeten die protestantischen Reichsstände den Schmalkaldischen Bund, um sich gegen eine mögliche militärische Rekatholisierung protestantischer Gebiete zu wappnen. Mehrere Religionsgespräche scheiterten. Kaiser Karl V. ging schließlich militärisch gegen den Bund vor und vernichtete ihn 1547 im Schmalkaldischen Krieg.

Eine lang anhaltende, bis 1618 andauernde Phase des Friedens wurde 1555 mit dem Augsburger Religionsfrieden eingeläutet. Die dabei geprägte Formel „Cuius regio, eius religio“ (etwa: „Wessen Gebiet, dessen Religion“) ermächtigte den jeweiligen Landesherrn dazu, die Religion seiner Untertanen zu bestimmen. Wem das nicht passte, durfte das Land ungestraft verlassen („ius emigrandi“). Mittelfristig brachte die Regelung in vielen Bereichen rechtliche Klarheit. Es blieben aber auch einige Unklarheiten und Widersprüche, die das konfessionelle Konfliktpotenzial weiter schürten. Spannungen und Misstrauen zwischen den Lagern führten 1608 zur Bildung von Verteidigungsabkommen in Form der Katholischen Liga und der Protestantischen Union.

Der direkte Auslöser des Dreißigjährigen Krieges war der (zweite) Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618, als protestantische böhmische Adelige Beamte des Kaisers aus der Prager Burg warfen. Dem vorausgegangen waren Proteste der böhmischen Reichsstände gegen den katholischen Kaiser Matthias und dessen Bruder, den 1617 zum Nachfolger gewählten böhmischen König Ferdinand von Steiermark (nach 1619 Kaiser Ferdinand II.). Konkret fürchteten die Protestanten um ihre von Kaiser Rudolf II. im Majestätsbrief von 1609 zugestandene Religionsfreiheit. 1620 schlugen die kaiserlichen Truppen in der Schlacht am Weißen Berg den Böhmischen Aufstand nieder, was die Stellung der Habsburger in Böhmen für viele Generationen festigte.

Nach den Siegen des Kaisers in Böhmen und in der Kurpfalz stand König Christian IV. von Dänemark und Norwegen den protestantischen Fürsten militärisch bei. 1629 musste er sich geschlagen zurückziehen, die Protestanten erlitten verheerende Niederlagen. Davon beflügelt, erließ Kaiser Ferdinand II. am Höhepunkt seiner Macht 1629 das Restitutionsedikt, das die Rückerstattung aller seit 1555 von protestantischen Fürsten eingezogenen geistlichen Besitztümer vorsieht. Wie sich herausstellt, ein schwerer politischer Fehler: Das Edikt markierte einen Wendepunkt im Krieg, stachelte es doch den Widerstand der Protestanten erneut an. Statt des erhofften Friedens bewirkte Ferdinand eine Eskalation des Krieges.

Der schwedische König Gustav II. Adolf trat 1630 in den Krieg ein, protestantische Fürsten schlossen sich ihm an. Nach erfolgreichen Feldzügen und einem weiten Vorstoß ins Reich kam der „Löwe aus dem Norden“ am 6. November 1632 im Gefecht gegen die kaiserlich-katholischen Truppen unter Albrecht von Wallenstein ums Leben.

Ab 1635 wandelte sich der Charakter des Konfliktes. Der Versuch, in Prag einen Frieden zu schließen, scheiterte. Konfessionelle Auseinandersetzungen traten in den Hintergrund, es ging um die Vorherrschaft in Europa. Frankreich wollte Schweden unterstützen und Ferdinand II. davon abhalten, Spanien zu helfen. So dauerte der Krieg noch weitere 13 Jahre an.

Der Westfälische Friede von 1648 beendete den Krieg. Das in Münster und Osnabrück getroffene Abkommen stellte den Augsburger Religionsfrieden von 1555 wieder her und bestimmte das Verhältnis zwischen Kaiser und Reichsständen neu. Frankreich und Schweden gewannen Gebiete hinzu, die Niederlande und die Schweizer Eidgenossenschaft wurden unabhängig.

Machtpolitik spielte im Dreißigjährigen Krieg eine mindestens ebenso große Rolle wie das Tauziehen der Konfessionen. Auf europäischer Ebene kämpften Habsburger und Franzosen lange davor und danach um die Vorherrschaft, dynastische Machtkämpfe führten die Habsburger aber auch mit den Niederlanden, Schweden und Dänemark. Dazu kamen noch weitere Konflikte, die parallel ausgefochten wurden und sich zum Teil mit dem Dreißigjährigen Krieg vermengten: der Achtzigjährige Krieg (1568-1648) zwischen den Niederlanden und Spanien, der Französisch-Spanische Krieg (1635-1659) und der Torstenssonkrieg (1643-1645) zwischen Schweden und Dänemark.