Überlebensstrategien einer mutigen Maulheldin
Innsbruck – Ein Schloss aus goldenen Kisten steht auf der Bühne, sichere Mauern auf allen Seiten – und mittendrin thront Paulina, wegen ihre...
Innsbruck –Ein Schloss aus goldenen Kisten steht auf der Bühne, sichere Mauern auf allen Seiten – und mittendrin thront Paulina, wegen ihrer großen Klappe „Maulina“ genannt, die Prinzessin dieses Königreichs „Mauldawien“. Heitere Klaviermusik unterstreicht die Idylle, die nur sehr kurz währt: Sodann geht die feine Melodie über in atonales Geklimper, die Bausteine fallen, Maulina schreit. Und dazu hat sie allen Grund: Ihre Eltern trennen sich und sie muss mit ihrer Mutter umziehen, nach „Plastikhausen“. Wo es keine Treppen gibt und alles rollstuhlgerecht ist, worauf die Mutter bald angewiesen sein wird. Dass ihr unerschrockenes Vorbild unheilbar krank ist, erfährt Maulina erst, nachdem sie mithilfe ihrer Agenten-Freunde den „Mann“ – „Papa“ kommt ihr nicht mehr über die Lippen – mit neuer, schwangerer Freundin erwischt hat.
Gegen all diese Schicksalsschläge versucht die Heldin, gespielt von der präsenten, kraftvollen Annalena Hochgruber, zunächst anzumaulen und zu kämpfen. Veronika Schmidinger, die als Freundin des Vaters, als Lehrerin und Ärztin der Mutter zeigt, wie wandelbar sie ist, hilft Maulina in der Rolle der potenziellen Hexe Ludmilla sogar, einen Zaubertrank zu brauen – der hilft aber leider auch nicht.
Die Entwicklung vom wütenden Mädchen, das auf dem Weg ins Erwachsensein lernt, Unveränderliches akzeptieren zu müssen, ist das Kernthema der Roman-Trilogie von Finn-Ole Heinrich. Auf die Bühne gebracht wird es in der Regie von Alexander Sackl im ersten Jugendstück im Westbahntheater mit Wucht und Lebendigkeit. Für Rührung sorgt Therese Hofmann gekonnt als immer schwächer werdende Mutter im Spiel mit ihrer Tochter. Das achtköpfige Ensemble bewältigt eine große Themendichte in kurzer Zeit und zeigt in schnell wechselnden Szenen, wie nah Wut, Trauer und freudige Hoffnung beieinanderliegen können. (anl)