Interview

Mirjam Weichselbraun: Eine Tirolerin mit Wiener Pferde-Schmäh

Mirjam Weichselbraun spricht im Film "Ferdinand - Geht tierisch ab" die Lipizzaner-Stute Sissi.
© APA/ORF/HANS LEITNER

Wie klingt ein Lipizzaner? Im neuen Film „Ferdinand – Geht stierisch ab“ wie Mirjam Weichselbraun. Die Moderatorin hat Stute Sissi ihre Stimme geliehen.

Mit Synchronarbeit hatten Sie bisher wenig am Hut. Einmal haben Sie in „Bee Movie — Das Honigkomplott" für Renée Zellweger gesprochen. Und nun das Lipizzaner-Mädchen Sissi in „Ferdinand". Kannten Sie diese Geschichten von früher?

Mirjam Weichselbraun: Ja, und ich mochte sie eigentlich immer schon. Da steckt viel drinnen. Das ist wirklich mehr als nur bloßer Spaß. Und die Geschichten sind nach wie vor aktuell, wie ich finde. Ich habe mich daher wirklich sehr gefreut, als man mich zum Voice-Test für den Film einlud.

Wo haben die Aufnahmen stattgefunden?

Weichselbraun: In Berlin. Für mich war es nur eine Tagesarbeit, aber es hat mir viel Spaß gemacht.

Mussten Sie alles auf Wienerisch sprechen?

Weichselbraun: So wienerisch, wie man nur sein kann.

War das kein Problem für Sie als Tirolerin

Weichselbraun: Ach wo. Ich habe mich ja lang und oft genug in Wien herumgetrieben.

Was finden Sie am Synchronisieren besonders interessant?

Weichselbraun: Dass man dabei so schön übertreiben kann. Leider habe ich den fertig gestellten Film — die Produktionsfirmen machen stets ein großes Geheimnis daraus — erst jetzt in Wien sehen können. Und es ist weitaus mehr daraus geworden, als ich gedacht hatte. Es ist eine richtig schöne Geschichte. Sie ist lustig bis traurig, was ja, wie wir wissen, im Leben immer nahe beieinanderliegt.

Waren Sie zufrieden mit Ihrer Synchron­leistung?

Weichselbraun: Wirklich zufrieden bin ich nie.

Der Liebe wegen sind Sie in England gelandet, leben in London. Ihre Tochter ist mittlerweile mehr als vier Jahr­e alt. Spricht sie schon Tiroler Dialekt?

Weichselbraun: Sie spricht vor allem Englisch. Was den Tiroler Dialekt betrifft, versteht sie ihn momentan noch mehr, als sie ihn spricht. Aber — wird schon.

2015 wurden Sie zur „Tirolerin des Jahres" ernannt. Was bedeuten Ihnen persönlich Auszeichnungen?

Weichselbraun: Ich fasse sie als Komplimente auf. Am wichtigsten ist aber, dass sich die Menschen meine Sendungen anschauen. Würden sie das nicht, hätte ich ja nichts mehr zu tun.

Haben Sie sich ob Ihrer Wahlheimat London auch schon bemüht, beruflich in Britannien Fuß zu fassen?

Weichselbraun: Ich bin seit Jahren im deutschen Sprachraum gut ausgelastet. Es ergab sich also für mich keine Notwendigkeit.

Ihre Mutter stammt aus Kirchberg bei Kitzbühel. Wie häufig sind Ihre Heimat-Besuche?

Weichselbraun: Sehr, sehr regelmäßig. Ich komme nach Tirol, wann immer ich Zeit habe.

Der nächste Wien-Termin ist wohl die Übertragung des Opernballs? Machen Sie das noch immer sehr gerne, und wären Sie traurig, wenn Sie der ORF einmal nicht mehr dazu einlädt?

Weichselbraun: Ja, der Wiener Opernball ist mir nach wie vor ein sehr großes Anliegen. Es gibt natürlich keine Sicherheiten, wie lange man so etwas weiter machen darf, doch die Freude ist weiterhin da.

Mussten Sie nach der Geburt Ihrer Tochter zurückschalten?

Weichselbraun: Mein­e Engagements wähle ich nach wie vor aus wie früher. Es sind immer Sachen, die es mir wert sind. Das Einzige, was ich als Mutter lernen musste, war gut organisieren. Das war früher nie meine besondere Stärke, aber für die Kleine ...

Wie hat Ihr Londoner Freundeskreis auf den Brexit reagiert?

Weichselbraun: Es war wirklich schrecklich, und wir fragen uns oft, wie die Entscheidung ausfallen würde, wenn man jetzt noch einmal zur Wahl gehen könnte. Ich persönlich bin eine überzeugte Europäerin und halte von solchen Alleingängen nicht sehr viel.

Wo feiern Sie heuer Weihnachten?

Weichselbraun: Am 24. Dezember in Innsbruck und am 25. in London.

Das Gespräch führte Ludwig Heinrich

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