Volkswagen

Geschäftsmann im Trainingsanzug

Der Auftritt von VWs Topmodell stimmt: Die markante Front und der kecke Hüftschwung emanzipieren ihn deutlich vom Plattformspender Passat.
© Letzner

Volkswagen startet mit dem Arteon einen neuen Angriff auf die Oberklasse der Konkurrenz. Im Gepäck hat er allerhand Technik, die nötige Kraft und eine Extraportion Charisma.

Von Lukas Letzner Inzing — Volkswagen und Luxus, das ist so eine Sache. Der Phaeton, der ursprünglich ja sogar S-Klasse-Fahrer überzeugen sollte, wurde mittlerweile eingestellt, und auch der ausgelaufene CC (vormals Passat CC) konnte seine Kunden nicht so richtig überzeugen. Doch die Lücke, die die beiden hinterlassen, ist groß, und genau in die soll jetzt der VW Arteon rollen. Mit mehr Erfolg natürlich. Ob ihm das gelingt, haben wir in einem Test überprüft.

Als wir unseren Arteon in Empfang nehmen durften, waren wir richtig beeindruckt. Schon im Stand macht VWs Neuer ordentlich Wind. Fast die gesamte Front wird vom Kühlergrill dominiert, der den Arteon, dank der quer verlaufenden Chromlamellen, extrem breit wirken lässt. Zudem laufen die Chromlamellen gekonnt in den adaptiven LED-Scheinwerfern — die sind übrigens serienmäßig an Bord — aus. Der aggressive Look wird im Rückspiegel der Konkurrenz sicher beeindrucken. Die coupéhafte Seitenlinie mit der langen Haube und das Heck mit seinen armdicken Endrohren sind aber mindestens genauso gut gelungen. Abgerundet wird die scharfe Optik mittels mattschwarzen Flirtfaktoren im 20-Zoll-Format. Die Verwandtschaft zum Passat bemerkt man überhaupt nicht.

Kecker Hüftschwung beim neuen VW-Topmodell.
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Im Innenraum sieht das allerdings anders aus. Das Layout des Armaturenbretts stammt vom Plattformspender Passat und ist bis auf ein paar farbliche Akzente fast identisch. Schlimm ist das allerdings überhaupt nicht. Die Materialien und die Verarbeitungsqualität sind auf höchstem Niveau. Außerdem macht sich der lange Radstand des Arteon beim Platzangebot bezahlt. Vorne sitzt man äußerst bequem und findet für jedes Utensil die richtige Ablage. Hinten lässt es sich ebenso leicht aushalten. Allerdings beginnt man ab einer Körpergröße von 185 Zentimetern mit dem Dachhimmel zu flirten — das ist der Nachteil des coupéhaften Looks. 563 Liter Stauraum (erweiterbar auf 1557 Liter) sollten auch genug sein, um mit den Liebsten auf Reisen zu gehen. Apropos reisen: Wie fährt sich denn der Arteon eigentlich? Unser Testwagen trat in der Ausstattungslinie R-Line an. Sein 2-Liter-Benziner stand, dank seiner 280 PS Leistung und dem maximalen Drehmoment von 350 Nm, ordentlich im Futter. Den Standardsprint absolviert VWs neues Topmodell in 5,6 Sekunden, erst bei Tempo 250 trifft man auf den Begrenzer. Doch nicht nur die stammtischrelevanten Eckdaten können sich sehen lassen. Fahrdynamisch weiß der Arteon seine Insassen ebenso zu überzeugen. Man merkt überhaupt nicht, wie groß und vor allem wie schwer (der Arteon wiegt 1716 Kilogramm) das Coupé eigentlich ist. Auf der Landstraße und in schnell gefahrenen Kurven wirkt das Auto fast schon leichtfüßig, und folgt jeder Lenkbewegung, als wäre sie mit einem Zirkel vorgezeichnet. Zu verdanken ist das zum einen der adaptiven Fahrwerksregelung DCC, welche ein stufenloses Anpassen der Fahrwerkseinstellungen an die eigenen Bedürfnisse ermöglicht, und zum anderen der serienmäßigen Progressivlenkung, welche die elektromechanische Servolenkung noch direkter arbeiten lässt. Dieses Paket liefert extrem viel Dynamik für ein so großes Auto. Wer jetzt glaubt, dass der Arteon demnach ein Schluckspecht sein muss, der irrt. Wir sind zwar keineswegs zimperlich mit VWs neuer Nobelkarosse umgegangen, der Bordcomputer bescheinigte uns aber trotzdem einen Durchschnittsverbrauch von unter 7,9 Litern. In Anbetracht der Leistung und der Größe ein mehr als annehmbarer Wert. Die Assistenzsysteme des Arteon sind die modernsten der VW-Flotte. Der neue adaptive Tempomat hält nicht nur den Abstand zum Vordermann, er passt seine Geschwindigkeit auch an Begrenzungen und den Streckenverlauf an. Das Ganze hat natürlich auch seinen Preis: 69.638 Euro wären für unseren Testwagen fällig geworden. Dafür bekommt man allerdings sehr viel Auto.

Technischer Daten

Motor: Vierzylinder-Benziner

Hubraum: 1984 ccm

Drehmoment: 350 Nm bei 1700 U/min

Leistung: 206 kW/280 PS

L/B/H: 4862/1871/1450 mm

Gewicht: 1716/2240 kg

Kofferraumvolumen: 563—1557 l

Tankinhalt: 66 l

Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h

0—100 km/h: 5,6 Sekunden

Verbrauch: 7,9 l/100 Kilometer

Kraftübertragung: Allradantrieb

Preis: 69.638 Euro

CO2-Emission: k.A g/km

Der VW-Arteon präsentiert sich auch im Inneren sportlich-elegant.
© Letzner