Grasser-Prozess- Ainedter: „Geld war für Grasser nie eine Triebfeder“

Wien (APA) - Manfred Ainedter, Verteidiger von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, hält die Anklage der Staatsanwaltschaft für „gekennzeic...

Wien (APA) - Manfred Ainedter, Verteidiger von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, hält die Anklage der Staatsanwaltschaft für „gekennzeichnet von Polemik und mangelnder Objektivität“. Das habe sein Blut so in Wallung gebracht, dass er ohne Entgegnung nicht hätte schlafen können. Ainedter blieb dann aber allgemein, Details der Verteidigung soll morgen Grassers zweiter Verteidiger Norbert Wess vortragen.

Grasser sei als „der Satan schlechthin“ dargestellt worden, der sich als Finanzminister habe bereichern wollen. Das habe mit einer objektiven Darstellung einer Anklage „gar nichts zu tun“. Aus der Aussage der Anklage, „unsere Zeugen sind Indizien“, schließt Ainedter: „Es gibt keine Beweise“. Das Leitmotiv der Anklage sei „Aktenwidrigkeit, freie Erfindung, blühende Fantasie, haltlose Unterstellungen“, konterte Ainedter der Ansage der Staatsanwaltschaft, es gehe um „Geld, Gier, Geheimnisse“.

Grasser habe vor seinem Ministeramt bei Magna sehr gut verdient. „Geld war für Karl-Heinz Grasser nie eine Triebfeder“, versicherte sein Anwalt. Es sei bei den Privatisierungen um sechs bis sieben Mrd. Euro gegangen, da anzunehmen, dass Grasser wegen 2,5 Mio. Euro „die ihm untergejubelt werden“ seine Existenz „wegwerfen“ würde, sei unglaubwürdig. „Absurd“ sei es auch, zu glauben, dass sich ein Minister in seinem Zimmer überlegt, wie er die besten Experten der Republik manipulieren kann.

Die Bezahlung einer Provision für die Vermittlung des Immobiliendeals rund um die Buwog sei „ein ganz normaler Geschäftsvorgang“. Die Anklage werde „schmelzen wie ein Schneemann in der Sonne“.

Man dürfe auch nicht jede Aussage Grassers in allen Vernehmungen auf die Goldwaage legen. Grasser „hat geglaubt, er muss zu allem etwas sagen, was nicht immer gut ist“, so Ainedter. Man erinnere sich oft nicht an Dinge, da sollte man, bevor man schnell etwas sagt, vorher überlegen.

Einmal mehr verwies Ainedter auf die laufende Medienberichterstattung, die aus seiner Sicht auf eine Vorverurteilung hinausläuft und appellierte an die Schöffen, so weit wie möglich diese Berichterstattung „wegzuschalten“.