Internationale Pressestimmen zur russischen Präsidentenwahl

Moskau (APA/dpa) - Internationale Pressekommentare befassen sich am Freitag mit der Entscheidung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, ...

Moskau (APA/dpa) - Internationale Pressekommentare befassen sich am Freitag mit der Entscheidung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, bei der Wahl 2018 als unabhängiger Kandidat anzutreten. „Kommersant“ schreibt:

„Das bedeutet vor allem, dass Wladimir Putin beschlossen hat, sich nicht mehr der Partei Geeintes Russland zu bedienen. Und es ist nicht so, dass er der Partei erklären muss warum, sondern Geeintes Russland muss es den Leuten erklären. Er, der schon seit vielen Jahren in der Politik einsam oder in einem Vakuum handelt, er hat endlich für seine vierte Amtszeit beschlossen, sich auch von den letzten äußeren Bindungen zu befreien. Stand er bisher, wie er selber sagte, als ein Sklave auf der Galeere vor uns, so ist er nun, um es mit Quentin Tarantino zu sagen, Django Unchained. Wladimir Putin der Befreite.“

„Moskowski Komsomolez“ (Moskau):

„Das lässt sich nach dieser Show über Wladimir Wladimirowitsch Putin sagen: Er mag tatsächlich schon ein Babaj (Tatarisch: Großvater) sein, aber mit seiner Ausdauer ist immer noch alles in Ordnung. Das Wichtigste ist, den Präsidenten ein wenig zu provozieren, und dann zeigt er, was er drauf hat. Der Großvater der russischen Politik ist noch nicht bereit abzutreten - und wehe denen, die diesen Großvater unterschätzen.“

„Dennik N“ (Bratislava):

„Putin weiß, dass er die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr gewinnen wird. Es geht ihm nur mehr um ein ausreichend starkes Ergebnis, um weiter behaupten zu können, die ganze Nation stehe hinter ihm. Auf seiner traditionellen Pressekonferenz hat Putin wieder einmal vorgeführt, wie er das schafft.

Der russische Präsident räumte großherzig ein, dass vielleicht einzelne seiner Sportler Doping angewendet haben könnten, behauptete aber zugleich, das seien Einzelfälle, die es überall gebe, doch nur Russland werde dafür unfair bestraft. Damit bestreitet er gerade das Wesentliche am Skandal, nämlich den staatlich organisierten Betrug. Ein ähnlicher Betrug zum Nutzen der Staatsmacht ist die Verklärung der russischen Besatzungssoldaten in der Ostukraine als Milizen oder lokale Separatisten.

So gelingt es ihm, die Überzeugung im Volk zu verbreiten, Russland sei eine belagerte Festung, die sich gegen den Rest der Welt nur mit einem starken Führer an der Spitze behaupten könne. Also mit Putin.“