Bilder der Geschlossenheit auf dem CSU-Parteitag

Nürnberg (APA/AFP) - Horst Seehofer und Markus Söder wissen um die Macht der Bilder: Auf dem zweitägigen CSU-Parteitag in Nürnberg setzen si...

Nürnberg (APA/AFP) - Horst Seehofer und Markus Söder wissen um die Macht der Bilder: Auf dem zweitägigen CSU-Parteitag in Nürnberg setzen sich der CSU-Chef und der designierte bayrische Ministerpräsident in der Früh einträchtig nebeneinander in die erste Reihe.

Das kleine Ritual für die Kameras soll die Einigkeit des neuen Spitzenduos demonstrieren. Auch die Parteibasis macht mit: Seehofer wird mit einem immerhin ordentlichen Ergebnis wiedergewählt, Söder unter Jubel zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gekürt.

Heftig hatten sie in der CSU gestritten und gerungen, wie es nach dem schlechten Abschneiden bei der Bundestagswahl Ende September weitergehen soll. Auf 38,8 Prozent der Stimmen war die Partei abgerutscht, für die erfolgsverwöhnten Christsozialen ein Debakel. Mehr denn je fürchtet die Partei seither, bei der Wahl im Herbst kommenden Jahres ihre absolute Mehrheit im bayrischen Landtag zu verlieren - möglicherweise sogar recht deutlich.

Seehofer stand also erheblich unter Druck, sein einstiger Widersacher Söder galt zudem schon lange als aussichtsreichster Nachfolger. Anfang Dezember gelang ein Durchbruch: Die Parteispitze verständigte sich darauf, dass Söder und Seehofer ein neues Spitzenduo bilden sollten.

Bereits Anfang des Jahres soll Söder nun das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen, im Herbst dann als Spitzenkandidat antreten. Seehofer wiederum soll auch mit Blick auf die weiter schwierige Regierungsbildung in Berlin Parteichef bleiben. Diesen Plan segnete der Parteitag nun ab.

Seehofer fuhr bei seiner Wiederwahl mit 83,7 Prozent sein bisher schlechtestes Ergebnis ein. Er selbst bezeichnete dies schlicht als „gute Grundlage“ für die kommenden Monate. Allerdings stört die Quote auch nicht allzu sehr das angestrebte Bild der Geschlossenheit - anders wäre es wohl gewesen, wenn Seehofer unter die 80-Prozent-Marke gerutscht wäre.

Söder musste eine solche Schlappe gar nicht fürchten. Über seine Kür zum CSU-Spitzenkandidaten wurde offen abgestimmt. Nur vereinzelte Delegierte wagten es, gegen den neuen Hoffnungsträger zu votieren. So sprach sich der Parteitag fast einstimmig für Söder aus.

Seehofer und Söder waren in jeglicher Hinsicht bemüht, Geschlossenheit zu demonstrieren - nicht nur mit symbolischen Bildern, sondern auch mit Worten. „Er kann sich auf meine Unterstützung total verlassen“, versicherte etwa Seehofer im Hinblick auf den bevorstehenden Wahlkampf. Söder seinerseits lobte die „ganz hervorragende Arbeit“ Seehofers für die CSU und Bayern. Er schlug ihn dann auch persönlich für die Wiederwahl zum Parteivorsitzenden vor.

Von Sticheleien und Gehässigkeiten der Vergangenheit oder vom langen Machtkampf wollten beide dagegen nichts mehr wissen. Söder habe im bayrischen Kabinett in allen Ämtern „vorzügliche, bravouröse, fehlerfreie Arbeit abgeleistet“, sagte Seehofer über seinen Nachfolger. Mit Blick auf dessen baldigen Wechsel an die Regierungsspitze fügte er hinzu: „Er kann es, und er packt es.“

Gemessen werden wird Söder aber letztlich am CSU-Ergebnis bei der Landtagswahl im kommenden Herbst. Der neue starke Mann versprach „seine ganze Kraft und seine ganze Leidenschaft“. Doch er war vorsichtig genug, die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben: „Ich kann euch nicht eine Prozentzahl versprechen.“