Tschechien und Slowakei - Das „glücklichste geschiedene Paar“ Europas
Prag/Bratislava/Wien (APA) - Die nach der Teilung der Tschechoslowakei vor 25 Jahren entstandenen Staaten Tschechien und die Slowakei sind n...
Prag/Bratislava/Wien (APA) - Die nach der Teilung der Tschechoslowakei vor 25 Jahren entstandenen Staaten Tschechien und die Slowakei sind nach Ansicht von Karel Schwarzenberg „das glücklichste geschiedene Paar in Europa“. Die beiden Länder seien „wirklich enge Freunde und arbeiten eng zusammen, unabhängig davon, welche Farbe die Regierungen in Prag oder Pressburg haben“, so der tschechische Ex-Außenminister im APA-Gespräch.
Durch die Trennung hätten die beiden mitteleuropäischen Staaten allerdings international deutlich an politischer Bedeutung verloren. „Selbstverständlich hat die Tschechoslowakei außenpolitisch größeres Gewicht gehabt als heute beide Staaten zusammen, das ist nun einmal so“, sagt Schwarzenberg. Positiv sei aber, dass heute die gegenseitigen Vorurteile verschwunden seien: „Das tschechische Vorurteil gegenüber den Slowaken, dass die Slowaken vom tschechischen Geld leben, und das slowakische Vorurteil gegenüber den Tschechen, dass die Tschechen sie bemuttern: Das alles ist vorbei“, meint Schwarzenberg.
Der slowakische Außenminister Miroslav Lajcak betrachtet die friedliche Teilung der Tschechoslowakei am 1. Jänner 1993 als „Erfolgsgeschichte“ für die Slowakei. „Mit Tschechien gibt es jetzt exzellente bilaterale Kontakte. Die Verhandlungen fanden in freundlicher und friedlicher Atmosphäre statt, weshalb der ganze Prozess reibungslos war“, so Lajcak. Ob andere Länder davon lernen könnten? Dazu äußerte sich Lajcak zurückhaltend: „Zwei Fälle sind niemals identisch.“ Aufgrund unterschiedlicher historischer, kultureller Kontexte seien zuallererst die Rechtsstaatlichkeit und die Verfassung zu respektieren.
Die Teilung erfolgte am 1. Jänner 1993. Am 25. November 1992 hatte die tschechoslowakische Föderative Versammlung den Zerfall des seit 1918 bestehenden gemeinsamen Staates der Tschechen und Slowaken beschlossen. Dies geschah nach zwei Jahre dauernden, langwierigen Streitigkeiten zwischen den Politikern in Prag und Bratislava.
Die damaligen Hauptprotagonisten, die damaligen Ministerpräsidenten der Teilstaaten, Vaclav Klaus und Vladimir Meciar, sehen die Teilung heute als „unausweichlich und „außerordentlich sanft“. Dank der Teilung seien die Beziehungen zwischen Tschechen und Slowaken „besser denn je“. Ein möglicher Beweis dafür: Ein Vierteljahrhundert später wurde ein Slowake tschechischer Regierungschef. Andrej Babis wurde in Bratislava geboren.
(Die APA hat am 22. November Hintergründe zu dem Thema aus tschechischer und slowakischer Sicht gesendet. (APA032 und APA033 vom 22.11.))