Felssturz in Vals

Verhaltenes Aufatmen in Vals: Tal über Notweg wieder erreichbar

Am Montag haben sich neue Wandteile aus dem Schieferstein gelöst, die Lage bleibt bedrohlich.
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Seit Dienstagnachmittag gibt es für die 150 Dorfbewohner wieder eine Möglichkeit, ins Tal zu kommen. Der Notweg ist allerdings vor möglichen Lawinen nicht geschützt. Und auch am Fels haben sich weitere Risse gebildet – die Lage bleibt bedrohlich.

Von Thomas Hörmann

Vals — Der Berg kommt nicht zur Ruhe: Nach dem gewaltigen Felssturz am Heiligen Abend im Valsertal ist „von Montag auf Dienstag erneut ein großer Wandteil abgestürzt", beschreibt Landesgeologe Gunther Heißel nach einem Erkundungsflug am Stefanitag die Situation: „Es entstehen immer wieder neue Abrisse, die teilweise recht spektakulär sind." Der Experte schätzt, dass bereits deutlich über 100.000 Kubikmeter Geröll und Erdreich ins Tal gedonnert sind."

Unterm Strich einer der größten Felsstürze der vergangenen 20 bis 30 Jahre in Tirol. Dennoch können die 150 seit Sonntag abgeschnittenen Bewohner des Valsertals langsam aufatmen: Den Einsatzkräften gelang es, eine Forststraße mit mehreren Lkw-Ladungen Schotter auszubauen und als Ausweichroute für die verschüttete Landesstraße befahrbar zu machen. „Damit ist der Weg ins Wipptal wieder frei", sagt der Valser Bürgermeister Klaus Ungerank. Allerdings mit einer Einschränkung: Im hinteren Talbereich ist die Ersatzstraße durch Lawinen bedroht. Die Innervalser müssen aus diesem Grund mit weiteren Sperren rechnen.

Die Stimmung in der Bevölkerung sei halbwegs gut, Engpässe gebe es keine: „Die Leute haben sich für das Weihnachtsfest gut versorgt, so herrscht jetzt kein Mangel." Es war am Heiligen Abend um 18.17 Uhr, als die Felsmassen ins Valsertal donnerten, dabei die Landesstraße und auch den Valser Bach im Bereich Wiesle auf einer Länge von 150 Metern verlegten. Dass dabei niemand zu Schaden kam, ist vor allem dem Glück zu verdanken — zehn Minuten vor dem Naturereignis hatten mehrere Kinder die Stelle auf dem Weg zur Christmette passiert.

Für 40 Talbewohner war's dennoch eine schöne Bescherung — sie mussten ihre zwölf Häuser verlassen und den Heiligen Abend bei Verwandten und Bekannten verbringen. Inzwischen konnten die meisten Evakuierten wieder in ihre Häuser zurückkehren: „Bis auf sechs Personen, drei Häuser können bis auf Weiteres nicht bewohnt werden", sagt Ungerank. Landesgeologe Heißel sieht die Ursachen für den Felssturz im „sehr regenreichen Sommer, dem schlechten (weil rutschigen) Schiefergestein mit hohem Graphit-Anteil und den Temperaturschwankungen in den vergangenen Tagen." Der Wechsel von frostigen Nächten und Tauwetter bei Tag habe das Ereignis schließlich ausgelöst: „Die Stelle macht schon seit Jahren Probleme."

Drei Häuser bleiben wegen der aktuellen Gefahrenlage weiterhin evakuiert.
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Auch wenn durch die Öffnung der Ersatzstraße das Valsertal wieder zugänglich ist, sind noch einige Probleme zu lösen. Etwa die Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel — „für größere Busse ist die Straße nicht geeignet", sagt Ungerank: „Jetzt in den Weihnachtsferien ist das nicht so schlimm, aber wenn die Schule wieder beginnt, müssen wir vermutlich einen Shuttledienst einrichten."

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Die Beseitigung der Geröllmassen gilt ebenfalls als Herausforderung: Heißel und Ungerank lassen bereits anklingen, das Material für einen Schutzdamm zu verwenden. Das sei aber noch Zukunftsmusik. Der Landesgeologe schließt nicht aus, dass die Landesstraße dauerhaft verlegt werden muss. Auch dafür könnte das Geröll Verwendung finden. Landeshauptmann Günther Platter lobte die Einsatzkräfte, die am Heiligen Abend und am Christ­tag umgehend vor Ort waren und „großartige Arbeit" leisteten. „Das Katastrophenmanagement unter dem Valser Bürgermeister Klaus Ungerank funktioniert hervorragend", dankte der Landeshauptmann den vielen Helfern.

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Hang im Valsertal als gefährlich bekannt: http://bit.ly/2zsO67C

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