Bezirk Innsbruck-Land

Hochbetrieb für die Frau mit dem orangen Lastwagen

Dick eingepackt: Die Müllmänner, hier im Einsatz in Pfaffenhofen, müssen bei jedem Wetter raus.
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Seit zwölf Jahren lenkt Ramona Bäcker mit viel Geschick die Müllwägen der Firma Höpperger. Über die Feiertage wartet besonders viel Arbeit.

Von Martina Schratzberger

Pfaffenhofen, Rietz –Wie gut es den meisten Tirolern in den Weihnachtsfeiertagen ergangen ist, lässt sich messen – an den Mülltonnen entlang der Straßen. Sie sind vollgestopft, gelbe Säcke liegen haufenweise herum.

„Komm hoch“, sagt Ramona Bäcker einladend. Sie lenkt einen großen orangen Brummi. Schon seit zwölf Jahren fährt sie für die Firma Höpperger Müll. „Erst schauten sie mal alle“, erzählt sie in ostdeutschem, ein wenig tirolerisch eingefärbtem Dialekt. Freilich musste sie zunächst ihre Fahrkünste unter Beweis stellen. Selbstverständlich wurde sie dabei von unzähligen kritischen Augenpaaren beobachtet, natürlich sei auch getuschelt worden. Die heute 47-Jährige, die in Telfs lebt, fuhr unverdrossen – und es dauerte nicht lange, bis sie in der Männerdomäne akzeptiert und respektiert war.

Ramona Bäcker steuert den großen Müllwagen auch bei winterlichen Straßenverhältnissen ganz souverän – ein regelmäßiger Blick in den Rückspiegel garantiert Sicherheit.
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Heute steht Biomüllentsorgung in Pfaffenhofen auf dem Programm: Da fahren Gemeindemitarbeiter hinten mit und leeren die Tonnen aus. „Servus Ramona, gehen wir es wieder an“, wird sie von gut eingepackten Männern begrüßt. Beide heißen Peter. Obwohl es kalt ist, sind sie gut aufgelegt: „Wir sein jo Tiroler.“

Trotzdem: Fünf, sechs Schichten Kleidung seien notwendig, um sich gegen die Kälte zu schützen. „Bei längeren Wegen fahren wir abwechselnd im Führerhaus mit“, sagt einer während der Fahrt zur so genannten „Höll“. Er reibt sich die Hände. „Am besten hält man sich aber mit Bewegung warm. Wenn man hinten oben mitfährt, friert man schnell aus. Da ist es besser, hinter dem Müllwagen nachzulaufen.“

„ Man überlegt schon, ob es sein muss, wenn alles doppelt und dreifach verpackt ist “, sagt Ramona Bäcker .
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In der Weihnachtszeit herrscht bei der Firma Höpperger – rund 170 Mitarbeiter betreuen 50 Gemeinden – Hochsaison. „Da haben wir Urlaubssperre“, sagt Ramona Bäcker. Jeder Lastwagen sei voll ausgelastet. Wenn dann Montag und Dienstag auch noch Feiertage sind, bleibt es kaum aus, auch am Samstag zu entsorgen. Nicht nur, weil die Leute während der Feiertage mehr Müll produzieren als sonst. Auch in Tourismusgemeinden herrscht Hochbetrieb. Etwa werde jetzt Serfaus fünfmal so oft angefahren wie im Sommer. Die Stimmung in der Mannschaft sei dennoch gut. Wer sein Terrain erledigt hat und eigentlich nach Hause fahren könnte, hilft den Kollegen in den Gebieten, wo noch lange nicht Schicht im Schacht ist.

Pieeeep, pieeeep, pieeeee­p. Die Fahrerin muss auf der matschigen Höhenstraße bergauf nach hinten schieben – ein Albtraum für viele Autofahrer. Tiefenentspannt ist Ramona Bäcker im Rückwärtsgang unterwegs, links und rechts sind nur wenige Zentimeter frei. Einmal muss sie sogar den Seitenspiegel einklappen. An der Hausfassade kann man sehen, dass das Manöver nicht jedem Lkw-Fahrer gelungen ist. „Das war ganz bestimmt nicht ich“, sagt die Lastwagenfahrerin schmunzelnd. Grundsätzlich gefalle ihr die Arbeit. Nicht zuletzt, weil sehr viel eigenverantwortlich geleistet werden kann. Und: „Ich kaufe bewusster ein. Man überlegt schon, ob es sein muss, wenn alles doppelt und dreifach verpackt ist.“ Grundsätzlich liege aber Österreich mit seiner Müllkultur unangefochten an der Spitze.

Manchmal werde sie auch von Leuten gefragt, ob ihr der Job nicht zu stinkig oder ekelig wäre. Witzelnd meint sie dazu: „Im Sommer darf man halt nicht zu viel im Rückwärtsgang fahren.“ Weniger erquickend seien genervte Autofahrer, die ihren Unmut per Hupe kundtun, wenn sie zwei, drei Minuten warten müssten. Aufmunternd seien dafür immer wieder nette Gesten der Anerkennung – etwa wenn bei Höchsttemperaturen erfrischende Getränke oder jetzt im Winter Kekse serviert werden.

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