Ärzte und Apotheker planen intensivere Zusammenarbeit
Wien (APA) - Vergangenen Donnerstag fanden sich der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres, und die Präsidentin der Öst...
Wien (APA) - Vergangenen Donnerstag fanden sich der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres, und die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr, bei Gesundheitsministerin Beate Hartinger (FPÖ) zu einem ersten Kontakt ein. Wenig später vereinbarten die Standesvertreter in einem „Gipfelgespräch“ intensive Zusammenarbeit für Patienten mit chronischen Erkrankungen.
„Im Mittelpunkt stehen die Patienten, die wir Ärzte und Apotheker gesund erhalten wollen oder, wenn sie chronisch krank sind, zumindest vor Komplikationen ihrer Erkrankungen schützen wollen“, sagte Szekeres im Rahmen des Treffens. „Wir sehen pro Tag rund 700.000 Menschen. Das bedeutet, dass binnen weniger Tage fast alle Österreicher zu Ärzten und Apothekern kommen, auch wenn sie oft sowohl Ärzte als auch Apotheken besuchen.“ Dies sei eine riesige Chance, den Gesundheitsstatus der Bevölkerung durch koordinierte Aktivitäten zu verbessern.
Ulrike Mursch-Edlmayr setzte bei dem Termin mit Beate Hartinger an: „Wir haben den Auftrag erhalten, uns vermehrt gemeinsam um die Gesundheit der Mensch zu kümmern. Das sollte ein Signal sein, dass wir uns zusammensetzen.“ Die Ressortchefin hätte insbesondere die Herz-Kreislauf-Erkrankungen angesprochen, das Erreichen eines höheren Gesundheitsbewusstseins bzw. von mehr Wissen über Gesundheit („Health literacy“). Es gehe aber auch um eine bessere und intensivere Betreuung von chronisch Kranken im Rahmen etablierter Disease-Management-Programme (z.B. Diabetes), um Patienten mit chronischen Hautkrankheit (z.B. Psoriasis) und um Kranke mit onkologischen Leiden.
„Die Herausforderung für uns im Gesundheitswesen ist die immer älter werdende Bevölkerung. Die Baby-Boomer-Generation kommt ins Pensionsalter“, betonte Szekeres. Einerseits müsse man versuchen, durch vermehrte Zusammenarbeit per Lebensstiländerung bei den Betroffenen bestimmte Krankheiten leichter in den Griff zu bekommen. Das gelte beispielsweise für den Diabetes. Auf der anderen Seite würden die modernen Therapien und Medikament immer effizienter. Dies bedeute aber ebenfalls einen vermehrten Aufklärungs- und Betreuungsbedarf. „Wir wünschen uns daher mehr Behandlungsangebote außerhalb der Spitäler. Da müssten aber schon auch die Kassenleistungen ausgeweitet werden. Bei den Schilddrüsenuntersuchungen (Nuklearmedizin; Anm.) haben wir beispielsweise Wartezeiten von bis zu einem Jahr.“ Das gebe es in der niedergelassenen Praxis in Österreich gar nicht. Ähnliches gelte für die Krebsmedizin, wo man onkologisch tätige Fachärzte außerhalb der Krankenhäuser benötige. „Die Therapien werden besser verträglich. Die Patienten müssen nicht unbedingt im Spital bleiben. Das sollte geändert werden. Es ist auch volkswirtschaftlich günstiger.“
Ein weiteres Beispiel könne die Betreuung von Patienten mit chronischer Herzschwäche sein, wurde bei dem Gespräch der Standesvertreter betont. Fast regelmäßig werde das Vorliegen einer Herzinsuffizienz erst im Rahmen des ersten Spitalsaufenthalts wegen Komplikationen festgestellt. Eine vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger in Auftrag gegebene Studie hat für Österreich erhebliches Verbesserungspotenzial bei Herzschwäche-Patienten ergeben. Nur 50 Prozent nehmen demnach die notwendigen Medikamente an 80 Prozent der Tage ein.
Bei der Abstimmung der medikamentösen Therapien für chronisch Kranke und vor allem für Mehrfachkranke könnten Apotheker und niedergelassene Ärzte wahrscheinlich noch viel intensiver zusammenarbeiten. „Es gibt in verschiedenen anderen Ländern bereits gemeinsame Qualitätszirkel, in denen sich Angehörige beider Berufsgruppen zusammensetzen“, sagte Ulrike Mursch-Edlmayr. So könnte man die Medikation besprechen, besser abstimmen und schließlich die Patienten gemeinsam zu mehr Therapietreue motivieren.
Das könne volkswirtschaftlich unnötige Aufwendungen sparen, vor simplen Einsparungshoffnungen in Sachen Gesundheitswesen sei aber zu warnen, betonte Szekeres: „Das ist ein Aberglaube. Und wenn man etwas einsparen will, dann geht das auf Kosten der Schwächsten.“ Zu den Gemeinsamkeiten der beiden Berufsstände erklärten Szekeres und Ulrike Mursch-Edlmayr: „Wir arbeiten einfach gemeinsam im Interesse der Patienten.“ Auch gemeinsame Fortbildungsaktivitäten seien zu überlegen.