Erzdiözese München prüft Seligsprechung für NS-Opfer Willi Graf
München (APA) - Die Erzdiözese München-Freising will prüfen, ob für Willi Graf (1918-1943), Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ und ...
München (APA) - Die Erzdiözese München-Freising will prüfen, ob für Willi Graf (1918-1943), Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ und Opfer der NS-Blutjusitz, die Möglichkeit einer Seligsprechung besteht. Dazu wird eine Voruntersuchung eröffnet, in der sich Theologen und Historiker mit Leben und Schriften Grafs befassen, wie die Pressestelle der Erzdiözese laut Kathpress am Mittwoch in München ankündigte.
Am Ende der Voruntersuchung stehe gegebenenfalls die Eröffnung eines Seligsprechungsprozesses. Zum 100. Geburtstag von Willi Graf und zum Auftakt der Voruntersuchung feiert Jesuitenpater Karl Kern am 2. Jänner um 18 Uhr einen Gottesdienst in der Münchner Jesuitenkirche Sankt Michael.
Für die Voruntersuchung wird laut Mitteilung ein Postulator ernannt. Dieser befasst sich mit Grafs Leben und seinem Ruf unter den Gläubigen. Theologische Gutachter prüften außerdem die Schriften von Graf, Gutachter aus den Archiv- und Geschichtswissenschaften machten unveröffentlichte Schriften und Schriften aus seinem Umfeld ausfindig. Nach Abschluss der Voruntersuchung könne dann ein Seligsprechungsverfahren eröffnet werden.
Graf wurde am 2. Jänner 1918 im rheinischen Kuchenheim geboren und engagierte sich früh im katholischen Schülerbund Neudeutschland und in der Liturgischen Bewegung. Ab 1937 studierte er in Bonn Medizin, wurde 1940 als Sanitäter zur Wehrmacht eingezogen und 1942 zur Fortsetzung des Medizinstudiums nach München geschickt. Hier schloss Graf sich der studentischen Gruppe der Weißen Rose an, die in Flugblättern zum Widerstand gegen Hitler und das nationalsozialistische Regime aufforderte. Am 18. Februar 1943 wurde er festgenommen, am 19. April zum Tode verurteilt und am 12. Oktober im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet.
Schon am 13. Juli 1943 war im Gefängnis Stadelheim der Weiße-Rose-Mitarbeiter Alexander Schmorell (1917-1943) unter dem Fallbeil gestorben. Schmorell ist 2012 von der orthodoxen Kirche heiliggesprochen worden. Er wurde in Russland geboren und war Sohn eines Ostpreußen und einer Russin. Er wäre im September 100 Jahre alt geworden. Schmorell ist auf dem Friedhof „Am Perlacher Forst“ begraben. Auf seiner Ikone in der Kathedrale der Heiligen Neumärtyrer und Bekenner Russlands in München ist er mit einer weißen Rose in der rechten Hand abgebildet.