EZB schiebt Kreditvergabe an - Höchster Wert seit 2009
Frankfurt (APA/Reuters) - Die Geldflut der EZB zeigt Wirkung: Die Banken der Eurozone steigerten im November ihre Kreditvergabe an Unternehm...
Frankfurt (APA/Reuters) - Die Geldflut der EZB zeigt Wirkung: Die Banken der Eurozone steigerten im November ihre Kreditvergabe an Unternehmen so kräftig wie seit achteinhalb Jahren nicht mehr. Sie reichten um 3,1 Prozent mehr Darlehen aus als vor Jahresfrist, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Freitag in Frankfurt mitteilte.
An die Privathaushalte vergaben die Geldhäuser um 2,8 Prozent mehr Kredite als ein Jahr zuvor. Auch das ist das kräftigste Plus seit Mitte 2009. „Die Kreditvergabe in Europa nimmt weiter Fahrt auf“, sagte der Chefvolkswirt der deutschen Förderbank KfW, Jörg Zeuner. „Der zusätzliche Schub kommt derzeit aus Deutschland.“ Hier investieren die Unternehmen wieder verstärkt. Die Banken rechneten mit einer weiteren Zunahme der Kreditnachfrage seitens ihrer Firmenkunden, die sie angesichts der üppigen Liquidität zu günstigen Konditionen bedienen könnten. „Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit die zuletzt erfreulich gute Investitionsdynamik in Europa Bestand hat“, sagte Zeuner.
Ein Wermutstropfen bleibe aber die unausgewogene Entwicklung zwischen den Euroländern. Während die Aufsichtsbehörden in Frankreich einzelnen Marktsegmenten Grenzen setzen würden, komme die Kreditvergabe in Italien und Spanien nicht recht vom Fleck.
Seit März 2016 halten die Euro-Wächter ihren Leitzins auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Damit wollen sie für günstige Finanzierungsbedingungen sorgen. Zudem schleusen die EZB und die nationalen Euro-Notenbanken seit März 2015 über den Erwerb von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren Woche für Woche Milliarden in das Finanzsystem. Das soll Banken animieren, mehr Kredite an Firmen und Haushalte zu vergeben. Das mittlerweile auf 2,55 Billionen Euro angelegte Kaufprogramm ist aktuell das wichtigste Instrument der Währungshüter, um die Wirtschaft auf Trab zu halten. Die in Deutschland umstrittenen Käufe sollen noch bis mindestens Ende September 2018 fortgesetzt werden.
Die von der Notenbank genau beachtete Geldmenge M3 wuchs im November wie erwartet um 4,9 Prozent. Zur Geldmenge M3 gehören neben Bargeld und Einlagen auf Girokonten auch Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen. Die Geldmengenentwicklung ist mittel- bis langfristig eng mit der Inflation verknüpft. Die EZB strebt eine Teuerung von knapp unter zwei Prozent als Idealwert für die Wirtschaft an, verfehlt dieses Ziel aber bereits seit Frühjahr 2013. Im November stiegen die Verbraucherpreise lediglich um 1,5 Prozent.
~ WEB http://www.ecb.int ~ APA166 2017-12-29/11:39