Tierische Ausreißer kehrten freiwillig ins Gehege zurück
Das in Dölsach durch ein Loch im Zaun ausgebüxte Rotwild fand den Weg selbstständig heim. Nur eines von elf Zuchttieren ist noch abgängig.
Von Claudia Funder
Dölsach –Das Glück ist Hannes Weingartner ins Gesicht geschrieben. Der Besitzer des Rotwildgeheges in Dölsach, übrigens des einzigen in Osttirol, hat fast alle seine Zuchttiere wieder. Seine Hoffnung auf die selbstständige Rückkehr der „Ausreißer“ hat sich erfüllt.
Der tierische Ausbruch war vor gut einem Monat durch eine feige Nacht-und-Nebel-Aktion ermöglicht worden. Wie die TT berichtete, hatte eine unbekannte Täterschaft in der Nacht vom 8. auf 9. Dezember den Drahtzaun des Geheges auf einer Länge von rund drei Metern böswillig aufgezwickt. Zehn Zuchttiere konnten in der Folge durch die Öffnung ungehindert entweichen. Wer der Übeltäter war, ist nach wie vor unklar. Auch über das Motiv herrscht immer noch Rätselraten und Kopfschütteln.
Die ausgebüxten Tiere hatten sich zwar aus dem Staub gemacht, aber dennoch nicht die weite Ferne gesucht. Sie seien immer wieder in der Nähe gesichtet worden, erzählt Weingartner und freut sich, dass viele Talbodenbewohner die Augen offen hielten: „Ich bekam zahlreiche Anrufe mit Angaben, wo sich die Tiere gerade aufhalten.“ Einige der Vierbeiner spazierten zwischenzeitlich sogar über den Golfplatz in Lavant. Da das Rotwild wiederholt die B100 querte, wurden Warnschilder aufgestellt, um die Lenker auf den Wildwechsel aufmerksam zu machen.
Der Gehegebesitzer unternahm einiges, um das Rotwild zur Rückkehr zu bewegen. Kraftfutter und Äpfel beim Gehege sollten die Tiere anlocken. Der Weg zurück wurde so gut es ging geebnet. „Ich habe einen Teil des Geheges offen gelassen und eine Wildkamera installiert“, verrät Weingartner. Diese tat gute Dienste. Einmal sei um 3 Uhr Früh durch eine Bewegung der Auslöser der Kamera betätigt worden, berichtet Weingartner, der daraufhin sofort zum Gehege eilte und das Wild erfolgreich vom offenen in den abgesperrten Bereich des Geheges lotsen konnte.
War es die Schneedecke, die die „Flüchtlinge“ zur Rückkehr motivierte? „Das hat vielleicht ein bissl mitgespielt“, erklärt Weingartner. Das Futterproblem sei aber nicht groß gewesen, auf Äckern und Hängen des Talbodens war genügend zum Äsen vorhanden. „Vermutlich war es vor allem das Herdengefühl, das sie zur Rückkehr bewegte“, glaubt Weingartner.
Und tatsächlich: Sechs Tiere kamen gleichzeitig, quasi als Gruppe, heim.
Zehn Stück Rotwild – ein Hirsch und neun weibliche Artgenossen – sind nun wieder vereint und genießen das vertraute Terrain sichtlich.
Ein einziges Zuchttier wird noch vermisst. Wo es sich derzeit aufhält, ist ungewiss. Die Hoffnung auf seine Rückkehr lebt weiter – jetzt erst recht.