Handball: „Finale“ gegen Vizeweltmeister als letzte ÖHB-Hoffnung
Porec (APA) - Österreichs Handballmänner müssen sich bei der EM in Kroatien an die letzte Hoffnung klammern. Und die bringt im abschließende...
Porec (APA) - Österreichs Handballmänner müssen sich bei der EM in Kroatien an die letzte Hoffnung klammern. Und die bringt im abschließenden Gruppenspiel am Dienstag (20.30 Uhr/live ORF Sport +) ein Duell ausgerechnet mit Vizeweltmeister Norwegen. Ein Sieg ist Pflicht, soll das erklärte Ziel Hauptrunde noch erreicht werden. „Alles muss funktionieren“, betonte Jungstar Nikola Bilyk.
Weil der Auftakt gegen den „leichtesten“ Gegner Weißrussland eine knappe Niederlage brachte und am Sonntag auch beim respektablen 26:33 gegen eine B-Truppe von Weltmeister Frankreich kein Kraut gewachsen war, müssen die ÖHB-Männer nun also im Finish voll punkten. „Wir dachten, dass wir unser Finalspiel am Freitag haben, nun haben wir es am Dienstag gegen Norwegen“, meinte Kreisläufer Tobias Wagner trocken.
Mit drei Toren strafte Wagner die Kritiker Lügen, die nach der Weißrussland-Partie den „Nuller“ vom Kreis bemängelt hatten. „Das hat wohl ein bisschen motiviert“, sagte Trainer Patrekur Johannesson. Generell lobte er die Leistungen seines „zweiten Anzugs“. Mit Fortdauer des Spiels stand phasenweise fast eine HLA-Truppe am Platz. „Die haben das eigentlich gut gemacht, das ist eine Riesenerfahrung. Das bringt dich als Spieler weiter.“
Rundum zufrieden konnte man nach der zweiten Niederlage freilich nicht sein. „Wenn man gegen Frankreich gewinnen will, dann ist heute ein guter Tag“, berichtete Johannesson von seiner Pausenansprache. Doch dafür fehlte letztlich die Klasse. Auch der Isländer musste gestehen: „Frankreich hat das Spiel kontrolliert.“ Und das mit einer Mannschaft, die an diesem Abend völlig ohne ihre Schlüsselspieler Nikola Karabatic und Cedric Sorhaindo auskam.
„Wir werden keine Kabinenfete steigen lassen“, erklärte Goalie Thomas Bauer denn auch ironisch, Flügel-Routinier Robert Weber kommentierte das Resultat ebenfalls in diese Richtung: „Ich bin hierhergekommen, um etwas zu erreichen und nicht mit einer Niederlage zufrieden zu sein.“
Erreichen kann Österreich tatsächlich noch etwas - dafür freilich benötigt man einen exzellenten Tag. Robert Weber erinnerte an die jüngere Vergangenheit. „Wir haben Norwegen auch schon geschlagen“, sprach er den 28:26-Erfolg im geglückten Play-off zur WM 2015 an. „Aber sie haben sich weiterentwickelt.“ Damals hatte die Mannschaft der Skandinavier um den 22-jährigen Paris-Legionär Sander Sagosen bereits das heutige Gesicht, befand sich aber im Umbruch, der im Vorjahr vorläufig in WM-Silber gipfelte. „Sie haben die Jahre gut genützt, waren anscheinend viel in der Kraftkammer“, lächelte Johannesson.
Der 45-Jährige weiß, dass es am Dienstag mit ambitionierten Vorstellungen seiner weniger erfahrenen Akteure nicht getan ist. „Die Führungsspieler müssen gegen Norwegen mehr Gas geben“, stellte er klar. „Vitas Ziura, Nikola Bilyk und Janko Bozovic müssen die Leute mitnehmen“, forderte er. Ziura wurde gegen Frankreich völlig geschont, Bilyk spielte nur gut 30 Minuten. Bozovic wiederum erwischte gegen „Les Bleus“ einen seiner schlechteren Tage. Johannesson nahm Druck vom 32-Jährigen: „Er ist auch nur ein Mensch.“
Verzichten muss der ÖHB-Coach jedenfalls auf Wetzlar-Legionär Alexander Hermann, der sich gegen die Weißrussen eine Knieblessur zuzog. Zumindest fraglich war Kreisläufer Lukas Herburger, der nach einer guten Leistung gegen Frankreich in der zweiten Hälfte mit lädiertem Knöchel ausschied.