Vettori zu Olympiasaison: „Sicher die schwierigste Phase“
Der Sportliche Leiter für Skispringen und Nordische Kombination im ÖSV fühlt mit seinen Athleten in der laufenden Saison mit.
Bad Mitterndorf – Seit März 2010 ist Ernst Vettori der Sportliche Leiter für Skispringen und Nordische Kombination im ÖSV. Der 53-jährige Tiroler hat seither viele Momente der Freude in seinen Sparten erlebt. Die bisherige Olympiasaison hat ihm aber doch einige Sorgenfalten ins Gesicht getrieben. „Da brauchen wir nicht lange herumreden, das ist sicherlich die schwierigste Phase“, erklärte Vettori.
„Wir haben einfach sehr viel gewonnen, seit ich das mache. Bei allen Großveranstaltungen haben wir Medaillen gewonnen: Nicht nur bei den Springern, sondern auch bei den Kombinierern und bei den Damen. Aber heuer tun wir uns schwer“, gestand der Absamer.
Vettori ortet Aufwärtstrend
Gerade die erfolgsverwöhnten Skispringer bilanzieren nach nunmehr zwölf Saisonbewerben weiterhin bei nur drei Einzel-Podestplätzen (drei dritte Plätze von Stefan Kraft, Anm.). Auch das wegen des Wetters auf einen Bewerbstag reduzierte erste Skiflug-Wochenende auf dem Kulm hat daran nichts geändert. „Wir haben drei unter den Top 12 gehabt, das ist dahin gehend ein Aufwärtstrend, weil es drei Springer waren“, sagte Vettori. Bei Weltcup-Titelverteidiger Kraft sei natürlich mehr möglich gewesen. „Der neunte Platz war aus seiner Sicht natürlich nicht befriedigend.“
Auch Vettori freute sich über den siebenten Platz von Clemens Aigner, der erstmals in die Top Ten gesprungen war und nun auch einen Fixplatz für die Skiflug-WM diese Woche in Oberstdorf ergattert hat. „Der hat wirklich zwei tolle Flüge gemacht, das war kein Zufall.“ Auch für einen eventuellen Einsatz im WM-Teambewerb sieht Vettori Aigner als stabil genug an: „Er hat auch in Wisla schon tolle Teamsprünge gezeigt und keine Aussetzer gehabt. Was er kann, bringt er.“
Fragezeichen hinter Schlierenzauer
Ein großes Fragezeichen steht freilich hinter dem für Oberstdorf nicht berücksichtigten Gregor Schlierenzauer, der sich diese Woche abseits der großen Öffentlichkeit für den zu erwartenden Olympiatrip vorbereitet. Auch wenn es vor der offiziellen Nominierung am kommenden Montag niemand offiziell sagen will - Schlierenzauer wird in Pyeongchang wohl dabei sein. „Natürlich bleibt er ein Thema, er hat vor zwei Tagen hohe Qualität im Training gehabt. Er wird jetzt seine Vorbereitung und ein bisserl Pause von der Startnummer machen, was auch gut ist.“
Aufgrund der aktuellen Situation gibt es vom Sportlichen Leiter aktuell weder für die WM noch für die Olympischen Spiele eine Vorgabe. „Weil ich will, dass sie das zeigen, was sie können, das ist für mich viel wichtiger, als über irgendwelche Resultate oder Ziele zu reden“, erläuterte Vettori. „Momentan sind wir in der Situation, in der wir uns einfach steigern müssen. Das ist das Subziel.“
Freude über Kombinierer
Mit großer Freude hat Vettori die zwei ersten Podestplätze seiner Nordischen Kombinierer, beide durch Lukas Klapfer (3. bzw. 2. in Val di Fiemme) registriert, zudem auch den durchaus gelungenen, verspäteten Einstieg von Ex-Weltmeister Bernhard Gruber. „Ja, das tut gut, da haben wir jetzt zwei Stockerlplätze gehabt. Da traut man sich auch insgesamt wieder mehr zu, und das ist auch für die Trainer gut“, atmete der Olympiasieger von 1992 auf. Noch nicht ganz in der erhofften Form ist hingegen Mario Seidl, der ja in der vergangenen Saison als Gesamt-Sechster bester Österreicher gewesen war.
Die Skispringerinnen sind nach der Verletzung von Daniela Iraschko-Stolz, die noch an ihrem Comeback arbeitet, bisher ohne Podestplatz geblieben. „Die Dani wird hoffentlich fit. Jetzt geben wir alles, dass wir in Schuss kommen“, betonte Vettori, der darauf hofft, mit drei Springerinnen nach Südkorea fliegen zu dürfen.
Trotz aller Probleme ist Vettori seines Amts nicht müde. „Die Amtsmiene habe ich ab und zu, aber Amtsmüdigkeit nicht“, sagte Vettori lachend. (APA)