Olympia: Charmeoffensive aus dem Norden für Winterspiele in Südkorea

Pjöngjang/Panmunjom (APA/AFP) - Nach Raketentests und martialischer Rhetorik will Nordkorea nun sein Image mit singenden und tanzenden Fraue...

Pjöngjang/Panmunjom (APA/AFP) - Nach Raketentests und martialischer Rhetorik will Nordkorea nun sein Image mit singenden und tanzenden Frauen aufpolieren. Geplant ist, zu den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang (9. bis 25. Februar) nicht nur Hunderte Cheerleaderinnen, sondern auch die Frauen-Band Moranbong zu entsenden.

„Armee der Schönheiten“ nennen die Südkoreaner die Cheerleading-Gruppe aus dem verfeindeten Norden. Drei Mal ist sie bisher im Süden aufgetreten und stahl den Sportlern fast die Show. Die Frauen würden von den nordkoreanischen Machthabern nach strengen Kriterien ausgewählt, erklärte der Wissenschafter An Chan Il, der aus dem Norden desertierte. Nicht nur das Äußere, auch die Ideologie müsse stimmen. „Sie müssen größer als 163 Zentimeter sein und aus guten Familien stammen.“

Viele sind noch Teenager, die ältesten Anfang 20. Auch die Frau von Staatschef Kim Jong-un, Ri Sol-ju, war eine von ihnen und feuerte 2005 die Sportler bei den Leichtathletik-Asienmeisterschaften im südkoreanischen Incheon an.

Durch die strikte Trennung Koreas in zwei Staaten seit 1953 sind Nordkoreaner für viele Südkoreaner faszinierende Exoten. Als die nordkoreanischen Cheerleaderinnen 2002 bei den Asienspielen in Busan zum ersten Mal im Süden auftraten, wurden sie von einer jubelnden Menge begrüßt. Die nordkoreanische Cheerleaderin Cho Myung Ae wurde sogar so populär, dass Samsung sie gemeinsam mit der südkoreanischen Popsängerin Lee Hyo-ri für einen TV-Werbespot für ein Handy engagierte.

Am Montag verhandelten Delegationen aus Nord- und Südkorea im Grenzort Panmunjom über Auftritte nordkoreanischer Künstler bei den Olympischen Spielen. Mit dabei war auch Hyon Song-wol, die Leiterin der äußerst populären Frauen-Band Moranbong. Kim soll Moranbong 2012 gegründet und die Mitglieder persönlich ausgewählt haben. Die Musikerinnen treten mal in Uniformen, mal in glitzernden Mini-Kleidern auf, und präsentieren patriotische Texte zum Klang westlicher Popmusik.

Wie alle Delegationen aus dem Norden werden auch die Cheerleaderinnen und Sängerinnen während ihres Aufenthalts bei den Winterspielen im Süden streng überwacht werden. Berichten zufolge könnten sie auf einem Kreuzfahrtschiff untergebracht werden, wo sie leichter als an Land kontrolliert werden können.

Auch wenn die „Armee der Schönheiten“ ein positives Bild Nordkoreas vermitteln soll - der Olympia-Besuch aus dem Norden verursacht einiges Kopfzerbrechen. So gelten die Flagge und die Nationalhymne des Nordens in Südkorea als volksverhetzende Symbole und sind verboten, doch bei den Olympischen Spielen gelten die Regeln des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Bisher ist unklar, ob Nordkorea unter der sogenannten Fahne der Vereinigung antreten wird - einer hellblau eingefärbten Halbinsel auf weißem Grund - und ob es auf das Angebot aus Seoul eingeht, bei der Eröffnungsfeier am 9. Februar gemeinsam ins Stadion einzumarschieren.

Bei den Spielen im Jahr 2000 in Sydney, 2004 in Athen und 2006 in Turin liefen Nord- und Südkorea bereits gemeinsam hinter der Flagge der Vereinigung ein. Aber als Gastgeber dürfte Südkorea kaum auf seine eigene Flagge im Stadion verzichten wollen.

Für die Veranstalter der Winterspiele ist der Besuch der Nordkoreanerinnen indes eine gute Nachricht. „Das wird beim Verkauf der Tickets helfen“, sagt der Sprecher des Organisationskomitees, Sung Baik-you. „Dadurch wird unser Wunsch nach Spielen des Friedens wahr.“