Festival PNEU 18 eröffnete mit Superamas‘ Spektakel
Salzburg (APA) - Mit dem französisch-österreichischen Kollektiv Superamas eröffneten gestern, Montag, gern gesehene Gäste der Szene Salzburg...
Salzburg (APA) - Mit dem französisch-österreichischen Kollektiv Superamas eröffneten gestern, Montag, gern gesehene Gäste der Szene Salzburg das Festival „Performing New Europe“ (PNEU) 18. In gut einer Stunde verwandelten sie die Bühne des Republic zum Kriegsschauplatz und Dokumentarkino in einem. Das Ergebnis: die Performance „Vive l‘Armee“.
Frankreich gegen den Terror und Frankreich gegen den Krieg. Superamas stellen den aktuellen Krieg gegen den Terror in Dialog mit dem über hundert Jahre zurück liegenden Ende des ersten Weltkrieges. Der Titel ist, laut Programm, absichtlich irreführend gewählt. Es geht nicht um ein rein französisches Problem, vielmehr um die Frage, welche Verbindung man zwischen den Soldaten damals und heute herstellen kann. Die Antwort lässt sich möglicherweise in der auf der Leinwand gezeigten Dokumentation finden.
Eigentlich beginnt alles relativ harmlos. Das Setting ist der Louvre in Paris, in dem eine Modeschau des Couturiers Jean Paul Gaultier läuft. Auf dem Laufsteg geben sich Madonna und Mitglieder der Rockband Kiss die Hand sowie die Marianne aus dem Gemälde von Eugene Delacroix, das zudem noch einmal prominent über der Bühne hängt. Die Scheinwelt aus Mode, Geld und Glamour feiert sich selbst und wird im nächsten Moment Opfer einer Geiselnahme.
Es folgt eine gut einstündige Mischung aus Bühnenthriller und Dokumentation. Das Publikum verfolgt live den weiteren Verlauf der Geiselnahme und den Befreiungsversuch der Spezialeinheiten. Obwohl der Schauplatz offensichtlich die französische Hauptstadt ist, wird von den Einsatzkräften breitestes, amerikanisches Englisch gesprochen, bei dem sich Blockbuster-Helden wie Bruce Willis und Tom Cruise noch etwas abschauen können. Die Geiselnehmer sind zwei schwer bewaffnete Widerstandskämpferinnen, die die üblichen Forderungen, wie beispielsweise den Rücktritt der Regierung stellen.
Zwischen den actionreichen Szenen mit Tanz und Schauspiel werden immer wieder Filmsequenzen eingespielt. Zum einen Ausschnitte aus Kubricks „Path of Glory“, zum anderen eine Dokumentation, die von Superamas mit Oberstufenschülern realisiert wurde. Die Schüler nähern sich durch Tanz und Wissensvermittlung den Geschehnissen des ersten Weltkriegs an, der ihnen zu Beginn der Dokumentation doch so fern erschien. Und damit nähern sich die Schüler der Frage nach der Verbindung der Soldaten von einst zu heute, mit einer interessanten Erkenntnis an. Schüler wie Soldaten folgen grundsätzlich Anweisungen von oben. Durch die Arbeit mit der Bewegung beginnen die Jugendlichen genau das zu hinterfragen.
Im Gegensatz zu den Schülern wird den Widerstandskämpferinnen auf der Bühne keine Möglichkeit des Hinterfragens gelassen. Die Spezialeinheit stürmt den Louvre und streckt die Geiselnehmerin nieder. Im letzten Moment bittet sie noch, sich erklären zu dürfen, doch die Schüsse sind schneller. So kalt ist der Krieg, vor hundert Jahren wie heute.
(S E R V I C E - Weitere Informationen und das volle Programm des PNEU 18: www.szene-salzburg.net)