Rot-blaues Match um die Arbeitnehmer
Politischer Kampf um die Gunst der Arbeiterschaft. SPÖ und FPÖ liefern sich dabei einen skurrilen Schlagabtausch über ihre Ahnherren.
Von Michael Sprenger
Wien –Die Arbeiterschaft zählte über Jahrzehnte zur klassischen Wählergruppe der SPÖ. Doch das war einmal. Seit den 1990er-Jahren wurde die FPÖ immer mehr zur neuen Arbeiterpartei. Jetzt, da die FPÖ in der Regierung sitzt, versucht die SPÖ als Oppositionskraft die alte Vormachtstellung zurückzugewinnen. Die SPÖ erkennt bei den Blauen einen Verrat an den Arbeitern. Ihr neuer Parteimanager Max Lercher versuchte dabei auch den (ausländerfeindlichen) Ton der FPÖ zu kopieren, was ihm vom linken Flügel der SPÖ auch gehörig Kritik einbrachte.
Zugleich versucht FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache seine Partei als die bessere Sozialpartei zu präsentieren. Er spricht nur noch von den „Jammersozialisten“.
Der Schlagabtausch zwischen SPÖ und FPÖ macht selbst vor den Ahnherren der SPÖ und FPÖ nicht halt. Den Auftakt lieferte Strache, als er meinte, Bruno Kreisky würde heute die FPÖ wählen. Kaum gesagt, kam Lerchers Konter. „Die Wahrheit ist, dass Jörg Haider heute wahrscheinlich SPÖ wählen würde. Denn der hatte die elitären deutschtümelnden Burschenschafter im Gegensatz zu Herrn Strache noch im Griff. Dem totalen Verrat der Arbeitnehmer und dem Ausverkauf an die ÖVP hätte er nie zugestimmt.“
SPÖ-Vorsitzender Christian Kern meinte dazu, Lercher habe „zugespitzt“ formuliert. Er wollte aber auf das Faktum hinweisen, dass die FPÖ „in die Regierung eingetreten ist als ein Vertreter des kleinen Mannes – und heute die Interessen der kleinen Leute, der Mittelschicht in Wahrheit verraten hat“. Und welche Toten wen wählen, sei ihm, Kern, „powidl“.
In Abrede stellte Kern aber, dass seine Partei auf dem ausländerfeindlichen Klavier spiele. Kritik übte er daran, dass die Regierung für ausländische Arbeitskräfte die Türen weiter öffnet, und zwar für Berufe, an denen es in Österreich keinen Mangel gibt. Das bedeute eine Verschärfung der Arbeitslosigkeit.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wirft der SPÖ im Zusammenhang mit möglichen Änderungen bei der Mangelberufsliste „Angstmache“ vor. Strache zeigt sich ob des Verhaltens der SPÖ hingegen nur „amüsiert“.