Macron will keinen neuen „Dschungel“ in Calais erlauben

Calais (APA/AFP/dpa) - Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will kein neues Flüchtlingslager im nordfranzösischen Calais dulden. Seine Regi...

Calais (APA/AFP/dpa) - Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will kein neues Flüchtlingslager im nordfranzösischen Calais dulden. Seine Regierung werde nicht zulassen, dass ein neuer „Dschungel“ entstehe, sagte er am Dienstag bei einem Besuch in der Stadt am Ärmelkanal, von der aus viele Menschen nach Großbritannien zu gelangen versuchen.

Macron will bei einem britisch-französischen Gipfel am Donnerstag über eine bessere Sicherung des Hafens und des Tunnels unter dem Ärmelkanal sprechen. Der Präsident besuchte erstmals in seiner Amtszeit Calais und sprach auch mit Flüchtlingen in einem Aufnahmezentrum. In der Stadt hatten die Behörden vor rund 14 Monaten das Flüchtlingslager mit fast 8.000 Menschen aufgelöst.

Calais sei keine „Geheimtür“ nach Großbritannien, sondern eine „Sackgasse“ für die Flüchtlinge, sagte Macron in einer Rede vor Sicherheitskräften. „Jeder muss es wissen: Alles wird unternommen, um die illegale Überfahrt nach Großbritannien zu verhindern.“ Er kündigte erneut schnellere Abschiebungen für nicht Schutzbedürftige an. Dabei verwies er auf das Vorbild Deutschland: Kanzlerin Angela Merkel habe eine „mutige Flüchtlingspolitik“. Aber Deutschland gehe bei der Abschiebung auch deutlich härter vor.

In Calais halten sich nach Schätzung von Hilfsorganisationen derzeit rund 600 Menschen auf und versuchen, versteckt auf Lastern auf dem Seeweg oder durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen.

Macron betonte, insbesondere das Problem unbegleiteter Minderjähriger bestehe weiter. Er erwarte von der britischen Regierungschefin Theresa May bei dem Gipfel in Sandhurst südlich von London am Donnerstag „konkrete Antworten“.

Scharfe Vorwürfe erhob Macron gegen Hilfsorganisationen: Sie förderten die „Illegalität“, indem sie etwa Essen verteilten, und verbreiteten zum Teil „Lügen“ über Polizeieinsätze. Die Essensausgabe an Flüchtlinge solle künftig staatlich organisiert werden, kündigte Macron an.

Innenminister Gerard Collomb sagte am Rande, im vergangenen Jahr habe es in Frankreich 100.000 neue Asylbewerber gegeben. Das waren laut Ausländerbehörde 17 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. 85.000 weitere Menschen seien „außerhalb der Grenzen gehalten“ worden, erklärte Collomb. „Falls alle bleiben würden, müssten wir jedes Jahr eine mittlere Stadt bauen“, sagte der Minister.