TT-Live-Chat: NEOS für mehr Mut im Land
Leistbares Wohnen, Brennergrenze, Wasserkraft, Transit: Mit einem bunten Strauß an Themen haben die TT-Leser NEOS-Chef Oberhofer im Live-Gespräch herausgefordert.
Von Denise Daum
Innsbruck — „Ein bisschen aufgeregt bin ich schon." Dominik Oberhofer, Landessprecher der NEOS Tirol, lächelt fast verlegen, als er sich an den Chat-Tisch setzt. Eineinhalb Stunden lang wird er sich den Fragen der TT-Leserinnen und -Leser stellen, die per Mail, WhatsApp, Facebook oder klassisch via Telefonanruf kommen. Und das im Minutentakt. Für Nervosität bleibt dem Spitzenkandidaten nicht viel Zeit, genauso wenig für langes Nachdenken. Aber spontane Reaktionen sind eh am aussagekräftigsten. Von Verlegenheit ist im Übrigen bei Oberhofers Antworten keine Spur mehr. Direkt und unverblümt tut er seine Meinung kund — und lässt seinen Pressesprecher, der still danebensitzt, das ein oder andere Mal etwas nervös auf seinem Stuhl herumrutschen.
Gleich zu Beginn der TT-Fragestunde darf sich Oberhofer über eine Anregung für den Wahlkampf freuen: Ein Anrufer aus Kirchdorf empfiehlt den NEOS, öffentliche Diskussionen — vor allem zum Thema Tourismus — in den Bezirken zu veranstalten und diese auch ordentlich anzukündigen. Überschwänglich bedankt sich der NEOS-Chef und verspricht, das bei den bereits geplanten Touren durch das Land zu berücksichtigen. Einen Tipp parat hat auch eine Anruferin aus dem Ötztal, die wissen will, wie die NEOS zum Thema Ausbau der Wasserkraft stehen. Für Oberhofer ist das Thema aufgelegt, schließlich sorgen entsprechende Pläne auch in seinem Heimattal Stubai für großen Wirbel. „Ich sehe den Ausbau der Wasserkraft sehr skeptisch, da er gravierende Folgen für die Umwelt hat." Oberhofer zufolge gebe es sehr wohl vernünftige Alternativen zur Wasserkraft, hier brauche es nur etwas Innovationsbereitschaft. Darauf folgt nicht nur eifrige Zustimmung von der Anruferin, sondern auch die Empfehlung, dieses Thema doch verstärkt im Wahlkampf aufzugreifen, um Pluspunkte zu sammeln.
Bei den Chatfragen stellt der redselige Oberhofer gleich fest, dass es einfache, aber prägnante Antworten braucht. „Das ist eine gute Übung, mich auch einmal kurzzufassen." Und Oberhofer beweist, dass er sich sogar sehr kurz fassen kann. Nämlich bei der Antwort auf die Frage, wie er die Wahlveranstaltung der FPÖ Tirol fand: „Letztklassig."
Den Live-Chat mit Dominik Oberhofer (Neos) gibt es hier zum Nachlesen:
http://liveblog.tt.com/live/chat-neos
Etwas weiter holt Oberhofer beim Thema leistbares Wohnen aus. Zum einen kritisiert er die schwarz-grüne Landesregierung, die wenig unternommen habe, um die Situation am Wohnungsmarkt zu entschärfen. „Leistbaren Wohnraum zu versprechen und gleichzeitig die Wohnbauförderung nicht zweckzuwidmen, sondern im Landesbudget versickern zu lassen, ist weder sozial noch anständig." Zum anderen erklärt er, dass man über die Erhöhung von Baudichten und die Akquirierung von brachliegendem Baugrund diskutieren müsse, um eine Veränderung herbeizuführen.
Laut auflachen muss Oberhofer bei der Frage, was er denn von Landeshauptmann Günther Platter hält. „Kann ich eine Frage auch ablehnen?", entfährt es ihm. Aber Oberhofer ist um keine Antwort verlegen. „Er ist kein Mann mit großen Visionen und sicher nicht der Macher-Typ. Aber er wirkt sehr besonnen, ist nicht beratungsresistent und vertritt ein weltoffenes, liberales Menschenbild." Angriffiger wird Oberhofer beim Thema Fernpassstrecke. Er verweist auf Konzepte für eine große Tunnellösung, die im Landhaus liegen würden. „Alle Experten sind sich einig, dass das die einzige vernünftige Lösung für das Außerfern sein kann. Deshalb verstehe ich die Landesregierung und LH Platter nicht, dass ihm dazu der Mut fehlt und er stattdessen eine Fleckerlteppichlösung — die weder nachhaltig ist, noch echte Entlastung bringt — forciert."
Im Live-Chat zeigt sich, dass das Thema Verkehr die Tiroler generell beschäftigt. So wird auch die Frage gestellt, welche konkreten Maßnahmen die NEOS gegen den Transit parat haben. Hier kristallisieren sich Parallelen zu den Grünen heraus: Oberhofer tritt für die Abschaffung des Dieselprivilegs sowie die Korridormaut ein. Für den ebenfalls zunehmenden Reiseverkehr brauche es „echte verkehrstechnische Lösungen. Weil sonst versinkt Tirol im Dauerstau."
Kurz und bündig fällt der Kommentar zur Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler aus. Das beschäftige die NEOS nicht. Man würde sich eine europäische Staatsbürgerschaft wünschen — auch für Südtiroler. Kurz fällt ebenso die Antwort zum Thema Grenzschutz aus. Dauerhafte Grenzbalken am Brenner könne er sich in einem vereinten Europa nicht vorstellen.
Im TT-Live-Gespräch: Josef Schett (Impuls)
Donnerstag, 18. Jänner, von 10 bis 10.45 Uhr Telefonstunde, von 10.45 bis 11.30 Uhr Chat.
Stellen Sie Ihre Fragen telefonisch unter 050403-2800, als E-Mail an forum@tt.com, auf unserer Facebook-Seite oder über den TT-WhatsApp-Service.
Eine besondere Freude hat Oberhofer, als er eine Frage zum für alle Unternehmer verpflichtenden Tourismusförderungsbeitrag liest. „Sehr gut, das ist eines unserer Kernthemen. Den wollen wir nämlich abschaffen", reibt sich der Spitzenkandidat die Hände, bevor er seine Antwort formuliert. „Es ist für uns nicht verständlich, dass ein Bestattungsunternehmen oder eine Fahrschule, die wenig bis gar nicht vom Tourismus profitieren, Tourismusförderungsbeitrag bezahlen müssen." Die NEOS wollen den Tourismusbeitrag dort verrechnen, wo er seine Berechtigung habe, wie bei Skigebieten und Skischulen.
Ebenso teilt Oberhofer die Kritik an Berufspolitikern. Auf die Frage, warum man Amtsperioden nicht zeitlich beschränken könne, zeigt er auf, dass die NEOS das bereits machen. „Ich kann nur zweimal wiedergewählt werden. Oberhofer in der Politik hat also ein klar festgelegtes Ablaufdatum."