Gesundheit

Mit Ski und Fell auf Touren kommen

© Rapp Irene

Knieprothese und Skitouren! Geht das? In St. Johann werden die gesundheitlichen Auswirkungen untersucht, um die Wirtschaft zu beleben.

Von Miriam Hotter

St. Johann i. T. –Es ist die Weite der Bergwelt, die Stille der Natur, das Gefühl, einmal ganz für sich zu sein: Das Skitourengehen wird immer beliebter. Laut Schätzungen gibt es in Österreich rund 600.000 Skibergsteiger, etwa 5000 davon sogar auf Wettkampfniveau. Aber auch Menschen mit einer Knieprothese möchten oft auf das sportliche Erlebnis nicht verzichten. Mit welchen Auswirkungen sie zu rechnen haben, wurde kürzlich in St. Johann im Rahmen einer Studie untersucht.

Das interregionale Projekt nennt sich „WinHealth“ (ein Wortspiel aus „Winter Health“ und „Win“ für gewinnen) und wird neben Tirol auch in Salzburg, Südtirol und Friaul- Julisch Venetien (Region in Norditalien) durchgeführt. Insgesamt geben die vier Regionen dafür 1,2 Millionen Euro aus. Knapp eine Million Euro soll dann von der EU refundiert werden.

Ziel ist es nicht nur herauszufinden, ob sich der Skitourensport positiv auf die Gesundheit auswirkt, sondern auch neue gesundheitstouristische Angebote für den Winter zu entwickeln, und zwar auf Basis wissenschaftlich fundierter Aussagen. „Bisher beschränken sich die gesundheitstouristischen Angebote fast ausschließlich auf die Sommersaison“, erklärt Arnulf Hartl von der federführenden Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg.

Entsprechende Angebote sind aber ganzjährig gefragt, sagt Wolfgang Schobersberger, Direktor des Instituts für Sport-, Alpenmedizin und Gesundheitstourismus (ISAG) der Tirol Kliniken. „Der gesundheitsorientierte Tourist wird sich künftig verstärkt an nachweislich nachhaltigen Programmen orientieren, wenn es um die Urlaubsplanung geht.“ Das bedeute, dass wissenschaftlich fundierte Tourismusangebote sowohl im Sommer als auch im Winter nötig sind. Mit der Skitourenstudie habe man den ersten Schritt gesetzt.

Bereits im März 2017 wurde die erste Phase der Studie mit 25 „gesunden“ Probanden durchgeführt, die TT berichtete. Nun, in der zweiten Phase, konzentrieren sich die Studienverantwortlichen auf Knieprothesenträger. Aber warum? „Die Betroffenen werden immer jünger“, sagt Schobersberger. Er geht davon aus, dass bis zum Jahr 2030 mehr als 50 Prozent der Knieprothesenträger unter 65 Jahre alt sein werden. „Und diese stellen sich natürlich die Frage: Was kann ich noch tun?“ Ob Skitourengehen zu den Optionen gehört, soll sich am Ende der Studie herausstellen.

Der Ablauf gleicht jenem aus der ersten Phase. Die Probanden sind 50 bis 65 Jahre alt und haben während der vergangenen zwei Jahre mindestens 8000 Höhenmeter im Aufstieg mit Tourenskiern zurückgelegt und Erfahrungen mit Abfahrten im freien Gelände gemacht. „In der Studienwoche haben sie fünf Skitouren gemacht, dazwischen gab es einen Regenerationstag“, so Schobersberger.

Im Zentrum der Studie stehen Belastungsparameter wie Muskelermüdung, die Reduktion des Kraftvermögens, die Auswirkungen regenerativer Maßnahmen sowie das mentale Wohlbefinden. Die Studienergebnisse sollen im Laufe des Jahres vorliegen. Ob die Experten schon erste Aussagen treffen können? Schobersberger: „Nein, wir sind vorsichtig, weil wir das Gesamtpaket brauchen.“ Nur so viel: Das mentale Wohlbefinden der Probanden habe sich auf jeden Fall gesteigert.