Deutsche Außenhändler: Ein Jahr Verunsicherung durch Trump
Berlin (APA/Reuters) - Für die deutschen Außenhändler ist das erste Amtsjahr von US-Präsident Donald Trump ein Jahr der Verunsicherung gewes...
Berlin (APA/Reuters) - Für die deutschen Außenhändler ist das erste Amtsjahr von US-Präsident Donald Trump ein Jahr der Verunsicherung gewesen. Viele seien vorsichtiger geworden, auf Abstand gegangen, sagte der neue Präsident des Bundesverbandes Außenhandel, Großhandel, Dienstleistungen (BGA), Holger Bingmann, am Mittwoch.
„Ich selbst als Unternehmer habe eine Firma nicht in die USA verlegt, weil ich Angst um die Planbarkeit unserer unternehmerischen Aktivitäten dort hatte aufgrund der mit Trump eingezogenen Unberechenbarkeit.“ Das hätten auch viele andere deutsche Firmen gerade aus dem Mittelstand so empfunden. Inzwischen habe sich das etwas beruhigt. Die US-Steuerreform habe das Bild von den USA als Investitionsstandort wieder deutlich aufgehellt.
Jedenfalls haben die deutschen Außenhändler den neuen Kurs der US-Politik unter Trump zu spüren bekommen - „eindeutig, und zwar negativ“, beschreibt das Bingmann. In den Handelszahlen habe sich das zwar kaum abgebildet. „Allerdings – dass vieles am Ende nicht so schlimm kam, wie anfangs befürchtet, und es nun noch die Verlockung der Steuerreform gibt, trägt momentan zu einer gewissen Entspannung in der Wahrnehmung bei“, schildert er. „Inzwischen denken deutsche Unternehmen wegen der Steuerreform wieder an Investitionen in den USA.“ Dennoch bleibe Trump ein Unsicherheitsfaktor. Andererseits könne sich der US-Präsident auch nicht alles leisten, wie etwa die willkürliche Einführung von Schutzzöllen. „Ich habe schon die Hoffnung, dass ihn die Administration in diesem wichtigen Bereich der Wirtschaft ein bisschen zur Vernunft bringt, bei all den emotionalen Ausschlägen“, lauten Bingmanns Hoffnungen.
Für die US-Wirtschaft hat sich Trumps Präsidentschaft nach Einschätzung des BGA-Präsidenten bezahlt gemacht. „Wenn Sie die aktuellen Zahlen der amerikanischen Wirtschaft anschauen, dann sieht es durchaus so aus, dass er für Amerika kurzfristig das Richtige gemacht hat.“ Für den Rest der Welt dagegen sei Trumps Politik aber womöglich „ein schlechter Deal“. Kritisch bewertet Bingmann, dass die US-Steuerreform die Schulden des Landes weiter nach oben treibt. „Die Amerikaner verschönen quasi schuldenfinanziert die Bilanz von Konzernen, auch von europäischen, die sehr stark in Amerika tätig sind.“ Das verfälsche den globalen Wettbewerb. Von einer neuen deutschen Regierung erhofft sich Bingmann daher, dass auch sie die Firmensteuern senke, damit die deutsche Wirtschaft nicht massiv gegenüber der US-Konkurrenz zurückfalle.
Höchst kritisch bewertet Bingmann, was Trump dem weltweiten Handelssystem aufbürdet. „Uns geht es um die Einhaltung des regelbasierten Welthandels, den die WTO vertritt“, sagte er. Die deutsche Wirtschaft wolle eine Stärkung der WTO und setze weiter auf multilaterale Handelsabkommen. Trump dagegen fahre einen anderen Kurs. „Ich denke, wir haben leider in den letzten zwölf Monaten erfahren müssen, dass er Dinge mit den Füßen getreten hat, die uns am Herzen liegen.“ Das gelte für das Thema Protektionismus und auch den Klimaschutz. „Da ist er zum Teil höchst unverantwortlich“, urteilt der BGA-Chef. Dass die USA sich ganz aus dem weltweiten Handelssystem mit der WTO ausklinken, glaubt er aber nicht. „Falls die Amerikaner sich aus dem Regelwerk der WTO verabschieden wollen, würde das auch die amerikanische Wirtschaft erheblich schädigen.“
Dass der Euro zuletzt mit einem Kurs von über 1,22 Euro so stark ist, überrascht Bingmann. Über das Jahr sollte sich das etwas abschwächen. „Die Einschätzungen großer Finanzinstitute lauten auf Dollarwerte in diesem Jahr von 1,18 bis 1,20 Dollar. Diesen Vorhersagen würden wir heute folgen.“