Tirol

„Ich hätte es gerne übergeben“

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Fast 20 Jahre lang hat sich Annelore Triendl für psychisch Kranke eingesetzt. Damit das gesammelte Wissen nicht verloren geht, schreibt sie ihr Lebenswerk auf Papier nieder.

Von Michaela S. Paulmichl

Innsbruck –Aktivwochen für Menschen in Lebenskrisen, Seminare über Depressionen oder das Burn-out-Syndrom, Wandern, Tanzen und Singen für mehr Lebenskraft und -freude: „Es nützt nichts, die Augen vor den Problemen zu verschließen“ war und ist ein Leitsatz der früheren Obfrau des Vereins „Haus des Lebens“ in Innsbruck, Annelore Triendl aus Innsbruck. Entstanden aus der Gruppe Selbsthilfe bei Depressionen und Angsterkrankungen, wurden ihr zufolge 2500 Menschen betreut – 800 direkt, 1300 per Telefon.

Nach der notwendigen Schließung des „Hauses des Lebens“ vor sechs Jahren – das Land lehnte eine Subvention von 70.000 Euro für eine Fachkraft ab – kämpfte sie lange Zeit für dessen Wiedereröffnung: „Ich hätte es gerne übergeben“, sagt die inzwischen 78-Jährige, und ganz hat sie diesen Gedanken immer noch nicht aufgegeben. Der Grund für die Absage war Bernhard Tilg – damals und heute Gesundheitslandesrat – zufolge, dass es sich um ein ärztliches Leistungsangebot handle, das nicht im Rahmen einer Selbsthilfe angeboten werden könne.

Auch zu einem späteren Zeitpunkt verwies er auf „eigene klinische und gesundheitspsychologische Beratungs- und Koordinationsstellen zur Früherkennung und Frühbehandlung psychischer Störungsentwicklung in allen Bezirken“. Triendl hatte in einem Brief an das wissenschaftlich evaluierte Arbeitskonzept des „Hauses des Lebens“ erinnert.

Damit das gesammelte Wissen und die Erfahrungen nicht verloren gehten, ist eine Abhandlung über ihr Lebenswerk in Fertigstellung, eine „wissenschaftliche Evaluation über das bio-psychosoziale Begleitprogramm“ des Vereins.

Dabei geht Annelore Triendl auch auf ihre eigene Geschichte ein, auf die Bewältigung einer schwierigen Phase: „Sollte ich sie überwinden können, will ich mich für andere Menschen in dieser Situation einsetzen“, sagte sie sich damals.

In einer Zeit, in der das Zusammenwirken von Professionalität und Selbsthilfe auf das Interesse von Fachärzten und Politikern stieß, war die Gelegenheit zur Gründung einer Selbsthilfegruppe günstig. „Als ehemals Betroffene ist es mir ein Leichtes, mich in die Situation eines anderen hineinzuversetzen.“ Sie besuchte Seminare und Praktika, erhielt die Bewilligung zur Ausübung des Gewerbes der Lebens- und Sozialberaterin durch die Stadt Innsbruck. Für ihren Einsatz wurde sie mit der Vereinsnadel in Gold ausgezeichnet.

Die Abhandlung ist eine Beschreibung der vielfältigen Arbeitsweisen, soll aber auch als Praxisanleitung dienen. Triendl: „Es ist etwas, woran man sich halten kann.“

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