Zelle angezündet - Angeklagtem gefiel Haftraum nicht
Wien (APA) - Am Wiener Landesgericht ist am Donnerstag der Schwurprozess gegen einen 34-jährigen Algerier wiederholt worden, der am 16. Okto...
Wien (APA) - Am Wiener Landesgericht ist am Donnerstag der Schwurprozess gegen einen 34-jährigen Algerier wiederholt worden, der am 16. Oktober 2016 seine Zelle in der Justizanstalt (JA) Josefstadt angezündet hatte. Die Anklage lautet auf versuchten Mord. Der Mann räumte ein, seine Matratze angezündet zu haben, bestritt aber den Tötungsvorsatz: „Ich gebe zu, dass ich eine Katastrophe gemacht habe.“
Er sei allerdings „nicht so ein Verbrecher, wie alle glauben“, betonte der Angeklagte. Er habe niemanden verletzen wollen: „Ich wollte nichts Böses.“ Die Zelle habe ihm „einfach nicht gefallen“, erklärte er zu seinem Motiv. Daher hätte er seinen drei Mitgefangenen erklärt, er werde nun „den Justizwachebeamten ein bisschen Angst einjagen und mein Bett anzünden“. Damit habe er seine Verlegung in einen anderen Haftraum erzwingen wollen, nachdem eine entsprechende Bitte zuvor abgelehnt worden war, erklärte der 34-Jährige dem Gericht.
„Was haben Sie sich vorgestellt? Ein Gefängnis ist kein Hotel, wo man sich ein Zimmer aussuchen kann“, bemerkte die vorsitzende Richterin Martina Krainz. „Es ist mein Recht als Häftling. Ich weiß, wie die Regeln im Gefängnis sind“, widersprach der Angeklagte. Er habe es „nicht ausgehalten“, bekräftigte er: „Ich habe mich in der Zelle psychisch nicht wohlgefühlt. Ich konnte einfach nicht bleiben. Ich habe in der Zelle eine Panikattacke bekommen.“
Löschversuche seiner Mitgefangenen unterband der Mann, indem er seine Zellengenossen mit zwei gezückten Speisemessern bedrohte. Erst durch die starke Rauchentwicklung und den späten Alarm, den ein anderer Insasse doch noch auszulösen vermochte, wurden Justizwachebeamte auf das Feuer aufmerksam. Die Betriebsfeuerwehr rückte an und dämmte die Flammen ein. Die drei Mitgefangenen des Algeriers wurden schwer, einer sogar lebensgefährlich verletzt. Letzterer erlitt ein massives Inhalationstrauma und Verbrennungen zweiten und dritten Grades. Elf Justizwachebeamte erlitten Rauchgasvergiftungen und mussten im Spital behandelt werden. Die angezündete Zelle wurde komplett zerstört. Sachschaden: 50.000 Euro.
Der Algerier hatte sich eigentlich in Schubhaft befunden. Nach drei rechtskräftigen Verurteilungen hätte er in seine Heimat abgeschoben werden sollen. Weil er im Polizeianhaltezentrum tobte, war er aus Sicherheitsgründen in die JA Josefstadt überstellt worden.
Der Mann war bereits im vergangenen August vor Geschworenen gestanden - die drei Berufsrichter setzten damals deren Wahrspruch wegen Irrtums der Geschworenen aus. Die Laienrichter hatten mehrheitlich den inkriminierten Tötungsvorsatz verneint.