Kritik an Einschätzung zu Mutagenese bei Agrarpflanzen in der EU
Luxemburg/Wien (APA) - Der Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof (EuGH), Michal Bobek, hat am Donnerstag ein Gutachten zur Frage vorgele...
Luxemburg/Wien (APA) - Der Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof (EuGH), Michal Bobek, hat am Donnerstag ein Gutachten zur Frage vorgelegt, ob durch Mutagenese gewonnene Rapssorten unter die EU-Richtlinie genetisch veränderter Organismen fallen. Dieses ergab, dass viele „Neue Züchtungstechniken“ nicht als traditionelle Gentechnik zu bewerten sind, kritisierten die Arbeiterkammer (AK) Wien und weitere Organisationen.
„Diese Einschätzung berücksichtigt nicht, dass es hier um die Kombination neuer Zuchttechniken mit Gen-Veränderungen geht“, betonte AK-Umweltexpertin Iris Strutzmann in einer Aussendung. Im Sinne der Konsumenten sowie der Umwelt müssten diese „Neuen Züchtungstechniken“ als das bewertet und behandelt werden, was sie sind: Modernere Formen der Gentechnik.
Normalerweise folgt der Gerichtshof der Einschätzung des Generalanwalts, erläuterte Mute Schimpf, Gentechnik-Campaignerin von Friends of the Earth Europe, der europäischen Dachorganisation von Global 2000. „Gentechnik ist Gentechnik - besonders die viel diskutierte Technik CRISPR/CAS muss vollständig getestet und kontrolliert werden, bevor sie ausschließlich eindeutig gekennzeichnet auf das Feld und auf den Markt kommen darf.“
Greenpeace und Bio Austria warnten vor Umwelt- und Gesundheitsrisiken. „Hier geht es, jenseits der juristischen Bewertung, um eine politische Entscheidung und die muss eindeutig im Sinne der Konsumenten und der Umwelt sein“, hieß es in einer Greenpeace-Aussendung. „Eine Deregulierung der neuen Gentechnik würde Konsumenten ihre Wahlfreiheit nehmen und langfristig unsere Ernährungssicherheit aufs Spiel setzen“, kritisierte der Verein für die Kulturpflanzenvielfalt Arche Noah.
Saatgut Austria begrüßte die Entscheidung des Generalanwalts als Entscheidung für die Vielfalt. „Die Züchtung neuer Sorten trägt zur Biodiversität, zu einer höheren Selbstversorgung mit gesunden Nahrungsmitteln und durch den Mehrertrag auch zur Erhaltung wichtiger Habitate bei“, betonte Obmann Michael Gohn ebenfalls in einer Aussendung.
~ WEB http://curia.europa.eu/ ~ APA446 2018-01-18/16:04