Deutsche-Bank-Chef beklagt „politisches Vakuum“ in Berlin

Berlin/Frankfurt (APA/dpa) - Der Chef der Deutschen Bank, John Cryan, hat sich über die lange Regierungsfindung in Berlin besorgt geäußert. Auch heuer mangle es nicht an großen Risiken. Die Niedrigzinsphase in Europa neige sich dem Ende zu, im Nahen Osten kochten neue und alte Konflikte hoch. „Und ausgerechnet jetzt erlaubt sich Deutschland ein politisches Vakuum“, so Cryan beim Neujahresempfang der Bank am Donnerstag in Berlin.

Noch verkrafte das Land die zähe Regierungsbildung ganz gut. „Früher oder später werden zu viele politische Fragezeichen aber Unternehmen zögern lassen, wenn es um langfristige Investitionen geht“, sagte Cryan.

Er forderte eine starke EU, die Deutschland mitgestalten solle. Als zentrale Aufgaben Europas sieht er die Sicherheitspolitik, die Geld- und Finanzmarktpolitik sowie die Digitalisierung. Jedoch fürchtet Cryan, dass andere „das Drehbuch schreiben“. Deutschland müsse daher bald auf die Reformvorschläge des französischen Präsidenten Emmanuel Macron antworten.

Cryan beklagte weiter, dass sich in Europa in den vergangenen zwölf Monaten wenig getan habe für einen gemeinsamen Finanzmarkt. „Die Bankenunion war richtig und wichtig. Nun dürfen wir nicht auf halber Strecke stehen bleiben, sondern müssen die Kapitalmarktunion folgen lassen“, forderte er.

~ ISIN DE0005140008 WEB https://www.deutsche-bank.de/index.htm ~ APA549 2018-01-18/19:05