78. Hahnenkammrennen

ÖSV-Asse hoffen in Kitz auf Sieg: „Streif kein Honiglecken“

Im Vorjahr raste Dominik Paris auf der Streif zum Sieg. Auch heuer zählt der Südtiroler zu den Favoriten.
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Österreichs Ski-Herren warten in dieser Saison noch auf einen Abfahrtssieg, zählen auf der Streif aber trotzdem zum großen Favoritenfeld.

Kitzbühel – Wie viel vom Eis nach dem nassen Neuschnee und der Regenmengen der vergangenen Tage auf der Streif noch übrig ist, wird sich weisen. Leichter wird die Hahnenkamm-Abfahrt am Samstag (11.30 Uhr/Live-Ticker auf TT.com) deshalb trotzdem nicht. Das Favoritenfeld ist groß, und Österreichs Speed-Asse rund um Olympiasieger Matthias Mayer bereit, Aksel Lund Svindal, Dominik Paris, Beat Feuz und Co. zu fordern.

„Auf Kitzbühel freuen sich einfach alle, es ist die schärfste Abfahrt auf der Welt“, schickte ÖSV-Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher voraus. Daran ändern auch die schwierigen Wetterbedingungen nichts. Für Samstag sieht es laut Vorhersage ohnehin sogar ganz gut aus - kein Niederschlag und blaue Stellen sind am Himmel möglich. Wie sehr die Piste gelitten hat, ist freilich fraglich.

Reichelt: „Da runter gibt es kein gutes Gefühl“

„Die Streif ist kein Honiglecken“, versichert Hannes Reichelt. „Da runter gibt es kein gutes Gefühl, es ist nur zum Beißen“, sagt Mayer. „Es ist so ruhig am Start, du musst dich sehr konzentrieren, das ist hier spezieller als an anderen Orten“, erzählt Feuz. „Wie viel er sich selbst zutrauen kann, muss jeder für sich selbst entscheiden“, weiß Paris. „Wenn du passiv fährst, bist da runter eher Passagier als Rennläufer“, warnt Romed Baumann.

Die Abfahrer haben in Kitzbühel alle das gleiche Empfinden und das gleiche Ziel: alle haben Respekt vor Mausefalle, Steilhang und Hausbergkante, aber alle wollen sie so schnell wie möglich runter. „Wenn du im Starthaus stehst, denkst du dir, es hilft ja nichts, du musst schauen, dass du die ersten Tore gleich voll auf Zug fährst“, sagte Reichelt, der Gewinner von 2014.

2015 folgte ihm der Norweger Kjetil Jansrud nach, 2016 der Südtiroler Peter Fill und im Vorjahr zum zweiten Mal nach 2013 dessen Landsmann Dominik Paris. Reichelt hofft jedenfalls auf gute Verhältnisse und ein faires Rennen. „Wenn die Sicht gut ist, ist fast alles fahrbar.“

Dem war nicht so 2016, als Horrorstürze von ihm, Svindal und Georg Streitberger nach der Hausbergkante den Klassiker überschatteten und dieser nach 30 Läufern aus Sicherheitsgründen abgebrochen wurde. Wellen auf der Kampflinie waren wegen des flachen Lichtes nicht sichtbar gewesen, seit dem Vorjahr sorgt dort eine Flutlichtanlage für Aufhellung.

Feuz kommt in Topform nach Kitzbühel

In Topform und im Hochgefühl nach dem Wengen-Sieg ist Feuz nach Kitzbühel gereist. „Ein Sieg wäre was Schönes, aber das kann man nicht erzwingen. Man muss sich konzentrieren und so fahren wie jedes Wochenende.“ Im Abfahrtsweltcup hat der Schweizer als Zweiter 58 Punkte Rückstand auf den Norweger Svindal, der auf seinen ersten Sieg in der Kitzbühel-Abfahrt noch wartet, 2014 war er Zweiter.

„Ich bin zufrieden, wie ich fahre. Aksel ist in hervorragender Form, er fährt insgesamt noch ein Stück besser, war in jeder Abfahrt auf dem Podest. Es wäre schön, wenn es immer nur so ein Duell wäre, aber es gibt auch andere, die ab und zu ein Wörtchen mitreden“, sagte Feuz.

Zum Kreis der Sieganwärter möchte auch Vincent Kriechmayr zählen, der bisher in Weltcup-Abfahrten aber über sechste Plätze noch nicht hinauskam. „Ich wäre ein Überraschungssieger, weil ich noch nie am Podium war. Um Kitzbühel zu gewinnen, muss man sehr arriviert sein, oder schon vorne dazugehören. Das spricht nicht für mich. Aber ich bin gut drauf. Und ich muss einfach sehr viel Risiko nehmen, damit ich vorne dabei bin, das werde ich wieder machen.“

Innerhofer ohne Brechstange unterwegs

Schnellster im ersten Training auf der Originalstreif war Christof Innerhofer, der nach zwei Verletzungen seine Herangehensweise verändert hat: „Früher habe ich es mit der Brechstange versucht, aber heuer denke ich, du darfst nichts erzwingen, fahr‘ locker.“

Aus dem ÖSV-Team wird Max Franz wegen seiner Magen-Darmerkrankung nicht an den Start gehen, aus der zweiten Riege hofft Christian Walder (16.) an seine gute Wengen-Leistung anschließen zu können. „Es ist Fahrt für Fahrt eine neue Challenge hier. Aber ich traue mich bei höherer Geschwindigkeit wieder Position fahren. Ich bin wieder am richtigen Weg.“ Walder hat einen Kreuzbandriss hinter sich und tastet sich schrittweise weiter nach vorne.