Papst verurteilt in Peru Macho-Kultur und Gewalt gegen Frauen

Puerto Maldonado (APA) - Papst Franziskus hat am Freitag bei einem Besuch im lateinamerikanischen Peru die verbreitete Macho-Kultur sowie di...

Puerto Maldonado (APA) - Papst Franziskus hat am Freitag bei einem Besuch im lateinamerikanischen Peru die verbreitete Macho-Kultur sowie die Gewalt gegen Frauen verurteilt. „Es ist uns nicht erlaubt, wegzuschauen und zuzulassen, dass auf der Würde so vieler Frauen, besonders der jüngeren, ‚herumgetrampelt‘ wird“, sagte Franziskus zu Mittag (Ortszeit) laut Kathpress vor Bewohnern der Stadt Puerto Maldonado.

Eine Frau und ein Mann hatten dem Papst zuvor gedankt, dass der Papst sie in diesem angeblichen „Niemandsland“ besuche. „Ihr seid kein Niemandsland!“, sagte Franziskus unter dem Jubel der Menge. „Das Land hat einen Namen, es hat Gesichter: Es hat euch.“ Franziskus beklagte die „Sklaverei“ in der Amazonasregion. Viele hätten auf das „verheißungsvolle Funkeln des Goldschürfens gesetzt“; doch das sei zu einem Götzen geworden, der Menschenopfer fordere.

Erneut prangerte der Papst eine verbreitete „Wegwerfkultur“ an. Nicht nur Bäche, Flüsse und Wälder würden ausgenutzt bis zum Letzten und dann als unbrauchbar zurückgelassen, sondern auch Menschen. Die falschen Götter von „Gier, Geld und Macht verderben alles“, warnte Franziskus.

Die jungen Menschen indigener Amazonasvölker forderte der Papst anschließend in einem Kinderheim von Puerto Maldonaldo auf, sich zu qualifizieren und die Gesellschaft entscheidend mitzugestalten. „Findet euch nicht damit ab, das Schlusslicht der Gesellschaft zu sein. Wir brauchen euch als Motor!“, sagte er am Freitagmittag (Ortszeit) vor einigen hundert Kindern, Jugendlichen und deren Betreuern der Einrichtung.

Die jungen Menschen sollten einerseits auf die Weisheit ihrer Großeltern hören, ihre Tradition wahren und andererseits gleichzeitig studieren, sich weiterbilden. Damit wiederholte Franziskus einen Appell aus seiner Rede vor den Amazonasvölkern am Vormittag. Die westlichen Gesellschaften benötigten „oftmals eine Kurskorrektur - und ihr, die jungen Menschen der angestammten Völker, könnt dabei sehr viel helfen“, bat Franziskus. So könnten sie einen Lebensstil lehren, „der auf der Pflege und nicht der Zerstörung all dessen gründet, was sich unserer Habgier widersetzt“.

Nach dem Mittagessen wollte er in die Hauptstadt Lima zurückfliegen, um dort am Nachmittag mit Vertretern von Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft zusammenzutreffen. Franziskus war am Donnerstagabend von Chile kommend in dem Andenstaat eingetroffen. Dort wurde er mit fast volksfesthafter Stimmung empfangen. Im Unterschied zu seiner ersten Station in Chile waren hier die Fassaden mit unzähligen „Papa Francisco“-Transparenten behängt, Präsident Pedro Pablo Kuczynski empfing ihn am Flughafen mit militärischen Ehren.

Unterdessen setzten sich lateinamerikanische Staaten kritisch mit dem Papst-Besuch in Chile auseinander. „Der Papst beendet in Chile die schlechteste Reise seines fünfjährigen Pontifikats“, kommentierte die argentinische Zeitung „Clarin“ auf der Titelseite.

Ein Luftbild des Areals des Gottesdienstes am Schlusstag trägt die Bildunterschrift „Entvölkert.“ Der vorgesehene Platz war viel zu groß für die verhältnismäßig kleine Besuchermenge. Auch „La Nacion“ greift das Thema auf Seite eins auf: „Ein trüber Abschied für den Papst“, kommentiert die Zeitung und zeigt ebenfalls ein Bild mit nur wenigen Gottesdienstbesuchern.