Tiroler will Europas größter E-Bike-Händler werden
Die Firma Greenstorm tauscht Hotelgutscheine gegen E-Bikes. Nun sollen für die Expansion rund 39 Mio. Euro über einen Token Sale lukriert werden.
Kufstein –Richard Hirschhuber ist derzeit ziemlich nervös – und das aus gutem Grund. Er ist Unternehmer und steckt mitten in den Vorbereitungen für ein 39-Mio.-Euro-Projekt. Der Kufsteiner bereitet mit einem Team aus Experten derzeit einen Token Sale vor, der ihn zum größten E-Bike-Händler Europas machen würde.
Das Geschäftsmodell: Seine Firma Greenstorm tauscht Gutscheine für leere Hotelzimmer gegen E-Bikes. Die Idee dahinter: Greenstorm stellt Hotels mit leer stehenden Zimmern E-Bikes, aber auch E-Cars von Tesla und die notwendige Ladeinfrastruktur zur Verfügung. Im Gegenzug erhält die Firma Hotelgutscheine, die in weiterer Folge mit 60 Prozent Abschlag über das Internet verkauft werden. „Wenn man bedenkt, dass die Durchschnittsauslastung im DACH-Raum (Schweiz, Deutschland, Österreich) bei 50 Prozent liegt, die Hoteliers den Zeitraum zur Einlösung der Gutscheine selbst bestimmen und sich Anschaffung, Wartung sowie die Aufbewahrung über die Wintermonate ersparen, ist das durchaus ein lohnender Deal“, meint Hirschhuber. Nach Ablauf eines Jahres verkauft Greenstorm die gewarteten, noch jungen E-Bikes mit zwei Jahren Garantie auf Rahmen und Akku über ihr aktuelles Händlernetz an Endkunden. Neben der Wertschöpfung aus leer stehenden Zimmern komme noch ein zweiter wichtiger Aspekt dazu. „Die Hoteliers können mit E-Bikes eine neue Gästeschicht ansprechen“, meint Richard Hirschhuber, der auch Eigentümer des „Auracher Löchl“ in Kufstein ist.
2017 waren rund 4000 E-Bikes und 60 Teslas im Einsatz. Für 2018 hat Greenstorm weitere 7000 Räder geordert, von denen bereits 4000 über Verträge fix vergeben sind. Um diese Expansion zu finanzieren, sammelte Greenstorm vergangenes Jahr über eine Crowdinvest-Aktion 600.000 Euro Investorengeld ein. Nun planen Hirschhuber und sein Partner Philipp Zimmermann den nächsten Schritt: „Wir wollen über eine Initial Coin Offering (ICO) rund 38,8 Mio. Euro lukrieren. Damit wollen wir 24.000 E-Bikes kaufen.“ Einen Vorteil sieht Hirschhuber bei seinem Geschäftsmodel auch darin, dass Greenstorm die acht gängigsten E-Bike-Marken in nahezu unbegrenzter Menge anbieten kann. „Das können auch die großen Sportketten nicht. Damit haben unsere Händler, die ja grundsätzlich eher kleine Player sind, eine zusätzliche Chance, gegen die Konkurrenz der Ketten bestehen zu können“, meint Hirschhuber.
Der Token Sale soll sechs Monate laufen. Allerdings wird derzeit noch der rechtliche Rahmen abgeklärt. Zudem unterliegt ein Projekt dieser Größenordnung laut dem Alternativfinanzierungsgesetz der Prospektpflicht und bedarf einer Genehmigung der Finanzmarktaufsicht.
Ein ICO ist grundsätzlich eine Möglichkeit, Token – im Prinzip eine neue Kryptowährung – für Projekte via Crowdfunding zu erwerben. Unterstützer oder Investoren erwerben diese Token des Projekts und spekulieren darauf, dass sich später ein höherer Wert der Token ergibt, ähnlich wie bei einer Aktie an der Börse mit der Aussicht auf Kursgewinne. „Bei unserem Angebot erhalten unsere Investoren beim Erwerb einer bestimmten Anzahl von Token zudem ein Bezugsrecht auf ein E-Bike“, erläutert Hirschhuber.
Greenstorm arbeitet mit 680 Hotels in Österreich, Deutschland, der Schweiz und auf Mallorca zusammen und beschäftigt derzeit rund 40 Mitarbeiter. Für 2017 weist die vorläufige Bilanz einen Gewinn von einer Million Euro aus. (hu)