Olympia

Prock riet Schlierenzauer, bis 2019 „alles zu probieren“

Rodel-Legende Prock (r.) mit seinem Neffen Schlierenzauer.
© gepa

Die Rodel-Legende hofft, dass sein Neffe Gregor Schlierenzauer wieder an frühere Erfolge auf der Sprungschanze anschließen kann.

Pyeongchang – Zehnfacher Gesamt-Weltcupsieger, sechs Olympia-Teilnahmen als Aktiver (zweimal Silber, einmal Bronze) und 34 Weltcup-Einzelsiege: Markus Prock gehört zu den Legenden des Rodelsports ebenso wie sein Neffe Gregor Schlierenzauer für Meilensteine im Skispringen gesorgt hat. Der 53-jährige Prock steht Schlierenzauer nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite, auch wenn er nicht mehr sein Manager ist.

„Natürlich reden wir und telefonieren öfter, wir sind ja sehr eng. Gregor kommt nach wie vor immer wieder in den Kraftraum zu mir, wir wohnen nur vier Kilometer auseinander“, erklärte Prock, der Bruder von Schlierenzauers Mutter.

„Skispringen ist etwas ganz eigenes“

Prock hat die sportliche Krise Schlierenzauers natürlich schweren Herzens verfolgt und auch eine seltsame Eigendynamik in dessen Sportart entdeckt. „Ich bin draufgekommen, dass Skispringen etwas ganz eigenes ist. Da hat es immer schon ups and downs gegeben.“ Dominatoren des einen Jahres können plötzlich in der folgenden Saison ergebnismäßig abstürzen. „Wenn du im Rodeln Seriensieger oder immer wieder fix am Podest bist, und du das nächste Jahr körperlich gleich gut bist und sich materialmäßig nichts ändert, bist du es im Jahr darauf auch“, so Prock.

Er traue sich auch zu sagen, dass das für das Skifahren gilt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Marcel Hirscher, wenn sich materialmäßig nichts ändert und er körperlich gleich gut ist, nächstes Jahr nicht mehr unter die Top 3 kommt. Das gibt es fast nicht.“ Im Skispringen hingegen habe man erlebt, dass ein Peter Prevc nach dem Rekord von 15 Saisonsiegen (2015/16) im Jahr darauf stark zurückgefallen ist, erinnerte Prock. „Oder auch ein Martin Schmitt, der war nach seinen Erfolgen dann auf einmal weg.“

„Gregor ist ein Perfektionist“

Die Frage, ob ein Gregor Schlierenzauer nicht vielleicht seine sportliche Reputation gefährdet, wenn er seine Karriere bei Erfolglosigkeit zu lange fortsetzt, wurde Prock nicht zum ersten Mal gestellt. „Der Gregor ist ein Perfektionist. Mir taugt es als Onkel und auch als Sportler, dass er sich noch einmal reinhaut“, erklärte der Tiroler, der mit Tochter Hannah bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang auch ein Familienmitglied am Start hat. Schlierenzauer hätte auch einfach aufhören können. „Er hätte sagen können ‚mir ist alles zu viel‘ und durch den Hintereingang verschwinden können.“

Prock gibt die Hoffnung nicht auf

Das allgemeine Gerede spiele bei all diesen Entscheidungen aber keine Rolle. „Wichtig ist immer die Familie und das enge Umfeld. Was die Leute sagen - man kriegt ja eh von keinem was und es ist ja kein Verbrechen.“ Prock selbst hat Schlierenzauer geraten, es in der aktuellen und der kommenden Heim-WM-Saison noch einmal zu versuchen. „Ich habe ihm immer gesagt: ‚ich an deiner Stelle würde in den zwei Saisonen alles probieren, was irgendwie geht, und mit gewisser Lockerheit herangehen‘.“

Natürlich sei es das Ziel, wieder ganz nach vor zu kommen. „Aber wenn es nicht so ist, haben wir es probiert, und es war eine tolle Zeit“, sagte Prock und präzisierte, „und dann sage ich auch offen, wenn du nicht hinkommst: so wie ein Martin Schmitt ewig irgendwo herumspringen, das glaube ich nicht, dass er das tut. In den zwei Saisonen würde ich mich durchbeißen.“

Prock hat aber natürlich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass der 53-fache Rekord-Weltcupsieger wieder an frühere Erfolge anschließen kann. „Vor dem Kulm (in Bischofshofen, Anm.) ist er ja sensationell gesprungen. Ich habe eh schon gesagt, wir müssen dir im Training auch eine Startnummer anziehen, weil sobald du eine Startnummer hast, willst wahrscheinlich mehr.“ Den Druck, den sich der ehrgeizige Schlierenzauer selbst am meisten auferlegt, kann auch nur er selbst sich wieder nehmen. Das weiß auch Prock aus Erfahrung: „Es gibt keinen Schalter, wo man sagen kann, so jetzt bin ich locker. Und wenn du es sagst, ist es irgendwie gespielt.“ (APA)

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