Olympia: Vanessa Herzog voll Selbstvertrauen um Edelmetall
Pyeongchang (APA) - Das Selbstvertrauen von Vanessa Herzog vor ihren zweiten Olympischen Spielen ist groß: Nach Siegen im Weltcup und bei de...
Pyeongchang (APA) - Das Selbstvertrauen von Vanessa Herzog vor ihren zweiten Olympischen Spielen ist groß: Nach Siegen im Weltcup und bei der EM zählt die Eisschnellläuferin in Pyeongchang auf den kürzeren Strecken zum engsten Favoritenkreis. „Ich kann am Start stehen und denken, ich bin diejenige, die zu schlagen ist“, gab sich die 22-Jährige im Vorfeld selbstbewusst.
Nicht weniger als vier Rennen hat Herzog im Olympia-Oval in Gangneung an der südkoreanischen Küste eingeplant. Über ein Antreten auf den 1.500 Meter (12.2.) wird nach einer in der Woche vor der Abreise aufgetretenen Grippe „kurzfristig entschieden“. Von der Ankunft bis zum ersten Einsatz hat die Europameisterin neun Tage zur Gewöhnung an die acht Stunden Zeitunterschied zu Europa und das Eis, das ihr sehr entgegenkommt.
Zwei Tage später folgt mit dem 1.000-m-Rennen der erste Höhepunkt der Sprint-Spezialistin, ehe am 18. Februar die 500 Meter auf dem Programm stehen. Den Abschluss bildet der Massenstart-Bewerb am vorletzten Tag der Winterspiele (24.2.).
Das Wort Medaille nimmt die Tirolerin trotz der vorangegangenen Erfolge und der guten Zeiten bewusst nicht in den Mund. „Aber ich trainiere nicht jeden Tag so hart und will dann keine Medaille machen. Ich will einfach meine beste Leistung bringen. Und es schaut nicht so schlecht aus“, erklärte Herzog, die bis zum Höchstleistungsalter in ihrem Sport noch fünf bis sechs Jahre Zeit hat.
Ihre Olympia-Premiere absolvierte Herzog als Teenager in Sotschi. Seither trägt sie auch die Fünf Ringe als Tattoo auf dem Oberkörper. Das Debüt sei eine wertvolle Erfahrung gewesen, sagte sie. „Damals war ich überwältigt, wie groß das alles ist. Jetzt kenne ich das und das hilft mir viel“, betonte Herzog, die vor ihrer Heirat im September 2016 Bittner hieß.
Ihr Ehemann Thomas Herzog ist seit Jahresbeginn 2017 auch ihr Trainer und damit fast immer an ihrer Seite. „Ich bin 24 Stunden mit ihm unterwegs, wir sind ein Zweierteam“, sagte Vanessa Herzog und verhehlt nicht, dass es in der Trainer-Athletin-Beziehung auch zu Konflikten kommt. „Im Sport sind so viele Emotionen dabei. Wenn ich einmal eine Runde schlechter fahre, dann lasse ich das an ihm aus. Aber er verzeiht mir das gleich. Es passt einfach alles, es ist perfekt.“
Das erste gemeinsame Großereignis, die Sprint-EM, war für sie trotz Rang acht eine Enttäuschung. „Dann hat Thomas gesagt, jetzt gehen wir in Kärnten auf Seen eislaufen, ich soll das Eislaufen einfach genießen. Und seither ist es nur noch bergauf gegangen“, berichtete Herzog. Zuvor war der Versuch einer Trainingsbasis in den Niederlanden wegen zu großer Unterschiede in der Methodik ad acta gelegt worden.
Nun schließt sie sich gerne bei Trainingslagern den Deutschen und Polen an und hat auch drei männliche Trainingspartner aus den Niederlanden. „Da kann ich meinen Topspeed gut verbessern“, sagte die Wahl-Kärntnerin.
Der große Schritt mitten in die Weltspitze, den sie in dieser Saison gesetzt hat, gelang auch dank einer Umstellung der Technik. „Wir haben geschaut, dass ich mit tieferer Position laufe, da kann ich mehr zu Seite abdrücken“, erklärte die aktuelle Weltcup-Zweite über 500 m und Dritte über 1.000 m. „Ich bin nun vier, fünf Zentimeter tiefer, der Kniewinkel ist ungefähr bei 90 Grad. Das ist kräftezehrender. Man muss da die Kraft haben und auch die Ausdauer, das tausend Meter durchzuhalten.“
Zwei ihre größten Konkurrentinnen, unter ihnen die 500-m-Weltrekordlerin Nao Kodaira aus Japan, seien einen Kopf kleiner und rund 20 Kilogramm leichter, sagte die 1,75 m große Herzog. „Also muss ich das schon etwas kompensieren mit der Position.“
Die jüngsten Weltcupsiege bei der Olympia-Generalprobe in Erfurt - wenn auch in Abwesenheit der besten Asiatinnen - hätten ihrem Selbstvertrauen einen großen Schub verliehen, bestätigte Herzog gegenüber der APA: „Jetzt müssen sich die anderen anstrengen, dass sie mich putzen. Ich gehe zum Start hin und weiß, wenn alles passt, kann ich auch gewinnen, das ist einfach nur cool“, erklärte die gebürtige Innsbruckerin, die in Kärnten in einem Haus mit großem Garten wohnt, in dem auch elf Hühner, zwei Gänse und zwei Schweine leben.
Mit dem jüngsten EM-Titel ist Herzog in die Fußstapfen von Emese Hunyady getreten. Bei deren Olympiasieg 1994 in Lillehammer war die am 4. Juli 1995 geborene Athletin noch gar nicht auf der Welt. Sie treffe Hunyady, die als Trainerin der jungen Schweizerinnen tätig ist, oft in Inzell, sagte Herzog. Den Gold-Lauf über 1.500 Meter und den anschließenden Walzer Hunyadys auf dem Eis habe sie auf Video gesehen. Kopieren würde sie das aber nicht. „Das ist die Emese und ich bin die Vanessa.“