Umfrage: EU-Skepsis wächst, dennoch starke Zustimmung zu Erweiterung
Wien/EU-weit (APA) - Obwohl die EU-Skepsis im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen hat, vertraten der ehemalige tschechische Präsident ...
Wien/EU-weit (APA) - Obwohl die EU-Skepsis im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen hat, vertraten der ehemalige tschechische Präsident Vaclav Klaus und der frühere UKIP-Chef Nigel Farage beim diesjährigen „Wiener Kongress com.sult“ mit ihren provokanten Anti-EU-Positionen nach wie vor Außenseiterpositionen. Das zeigt eine unter rund 600 Kongressteilnehmern aus Wirtschaft und Politik durchgeführte Umfrage.
Bei der Frage „Brauchen wir mehr oder weniger Europa?“ sprachen sich 51 Prozent für eine weitere Konsolidierung der EU-Strukturen aus - vor einem Jahr waren es noch 63 Prozent gewesen. 42 Prozent (2017: 34 Prozent) wünschen sich mehr Autonomie für die Nationalstaaten. Zwei Drittel (67 Prozent) der befragten Kongressteilnehmer sind allerdings der Meinung, dass die Briten noch einmal über den Brexit abstimmen sollten.
Für Einsparungen im EU-Budget nach dem Brexit sprachen sich in dem E-Voting 40 Prozent aus, neue Einnahmen präferieren 50 Prozent. 78 Prozent sind der Meinung, Europa sollte sich auf die Bereiche Wirtschaft und Sicherheit fokussieren.
Dass die Länder des Westbalkans in die EU aufgenommen werden, sobald sie die Kriterien dafür erfüllen, befürworten 69 Prozent der Kongressteilnehmer, aber nur 30 Prozent glauben, dass das in nächster Zeit wahrscheinlich ist. Ebenfalls 69 Prozent vermissen eine klare EU-Strategie gegenüber dem Westbalkan.
Beim „15. Vienna Congress com.sult“ diskutierten internationale Experten aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Politik, darunter die Nobelpreisträger Jerome Isaac Friedman, Tim Hunt und Dan Shechtman sowie der frühere tschechische Staatspräsident Vaclav Klaus.
In einer zwölf Punkte umfassenden „Europa-Agenda“ wurden prioritäre Maßnahmen für die künftige Entwicklung Europas aufgelistet. Gefordert wurden u.a. eine Erweiterung der EU um die Westbalkanländer und deren bessere Einbindung in die Migrationskrise, mehr öffentliche Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung sowie eine Stärkung des Subsidiaritätsprinzips in der EU-Politik. „Der österreichische Ratsvorsitz bedeutet eine konkrete Chance, Europa in diesem Sinn ambitioniert weiterzuentwickeln“, sagte Kongress-Initiator David Ungar-Klein.