ainer Wimmer: Resch-fröhlicher Hallstädter lenkt rote Gewerkschafter
Wien (APA) - Auf Rainer Wimmer kommen harte Zeiten zu. Neben seiner Tätigkeit als Chef der Produktionsgewerkschaft „pro-ge“ wird der 62-Jähr...
Wien (APA) - Auf Rainer Wimmer kommen harte Zeiten zu. Neben seiner Tätigkeit als Chef der Produktionsgewerkschaft „pro-ge“ wird der 62-Jährige künftig auch die Fraktion der sozialdemokratischen Gewerkschafter leiten. Gut für den Oberösterreicher ist, dass er aus vielen Herbstlohnrunden durchaus kampferprobt ist. Dies könnte in der zu erwartenden Auseinandersetzung mit der Regierung hilfreich sein.
Erstmals seit dem legendären Rudolf Nürnberger ist mit der heurigen Personalentscheidung der Vorsitz von Metallern und Fraktion nun wieder in einer Hand. Doch unterscheidet die beiden Charaktere einiges. Das beginnt schon einmal damit, dass der „pro-ge“-Chef eigentlich nur halber Metaller ist. Der jahrzehntelange Zentralbetriebsrat der Salinen kommt eigentlich aus der Gewerkschaft Agrar-Nahrung Genuss, deren Vorsitzender er war, ehe sie in der „pro-ge“ aufging.
Dass sich der gelernte Elektriker dort gegen die Metaller behauptete und gegen den Widerstand Nürnbergers 2009 in einer Kampfabstimmung an die Spitze der Produktionsgewerkschaft turnte, zeigt schon, dass der verheiratete Dreifach-Vater mehr Durchsetzungskraft hat, als man das am ersten Blick vermuten würde. Auch die Arbeitgeber lernten bei Warnstreiks im Rahmen von Kollektivvertragsverhandlungen schnell, dass mit Wimmer nur privat zu spaßen ist.
Das ist dann die andere Seite des gebürtigen Hallstätters. Im persönlichen Umgang ist Wimmer leutselig, unkapriziös und durchaus auch humorvoll. Ohne diese Eigenschaften wäre es ihm wohl auch schwerer gefallen, über 30 Jahre Ortsvorsitzender der SPÖ in seiner Heimatgemeinde zu sein. Bürgermeister von Hallstatt war er freilich nur eine Periode lang, konkret bis 1995. Anschließend saß er bis zur vergangenen Wahl mit fünf Jahren Unterbrechung im Nationalrat, wohin er dank der anstehenden Rochaden in der Gewerkschaft nun auch wieder zurückkehrt.
Eine Regierung aus ÖVP und FPÖ bedeutet für die Gewerkschaft eher nichts Gutes. Dass man nun mit dem Duo Wimmer/Wolfgang Katzian aufmarschiert, zeigt, dass die roten Arbeitnehmer-Vertreter auf geballte Routine setzen. Auch wenn Wimmer in der „pro-ge“ noch immer nicht nur Freunde hat, genießt er als Chef der mit Abstand größten Arbeitergewerkschaft schon kraft seiner Funktion Autorität. Mit dem neuen ÖGB-Präsidenten Katzian, als Vorsitzender der größten Gewerkschaft GPA und bisheriger FSG-Chef soundso das Schwergewicht schlechthin, sollte er ein Duo bilden, das dem Gespann Sebastian Kurz (ÖVP) und Heinz-Christian Strache (FPÖ) das politische Leben recht sauer machen kann.
Freilich haben die roten Gewerkschafter mit ihrer Personalentscheidung den langsam fälligen Generationensprung aufgeschoben. Mit dem Dienstantrittsalter 62 wird Wimmer die FSG wohl kaum mehr als eine Periode führen - bleibt abzuwarten, ob ehrgeizige Vertreter der „Next Generation“ wie „vida“-Chef Roman Hebenstreit Wimmer so schalten lassen, wie der sich das vorstellt. Immerhin, dafür dass „pro-ge“ und GPA seit Jahrzehnten ein Verhältnis wie Hund und Katz pflegen, ist das Verhältnis zwischen neuem ÖGB-Präsidenten und neuem FSG-Vorsitzenden ganz passabel. Alles andere als ein gewerkschaftliches Miteinander wäre ohnehin in den kommenden Jahren fatal.
Bleibt Wimmer Zeit zur Entspannung, geht er gerne in die Berge oder steigt aufs Rad. Literarisch haben es ihm die Krimis von Donna Leon angetan. Spannender dürften die kommenden fünf Jahre in der Gewerkschaft werden, möglicherweise auch in der SPÖ. Denn auch dort ist der FSG-Chef traditionell einer der wichtigsten Player.
Zur Person: Rainer Wimmer, geboren am 10.8. 1955 in Hallstatt, verheiratet, Vater von drei Kindern, gelernter Elektriker. Vorsitzender des Zentralbetriebsrats der Salinen Austria von 1984 bis 2009. Chef der Gewerkschaft Agrar-Nahrung-Genuss 2004–2006, Vorsitzender der Gewerkschaft „pro-ge“ ab 2009. Bürgermeister von Hallstadt 1988-1993, Abgeordneter zum Nationalrat von 1993 bis 2008 sowie von 2013 bis 2017.
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