68. Berlinale: Die österreichischen Filme im Programm

Berlin/Wien (APA) - Mit der Entlarvung von Machismen, Politikern und „grünen Lügen“, den Burgtheatergrößen Peter Simonischek und Birgit Mini...

Berlin/Wien (APA) - Mit der Entlarvung von Machismen, Politikern und „grünen Lügen“, den Burgtheatergrößen Peter Simonischek und Birgit Minichmayr sowie Experimentellem in Kurz- und Langform präsentiert sich das österreichische Filmschaffen bei der 68. Berlinale. Im Folgenden ein Überblick über die 13 heimischen (Ko-)Produktionen, die größtenteils als Weltpremieren in Berlin gezeigt werden.

„L‘ANIMALE“, Sektion: Panorama Special

Regie und Drehbuch: Katharina Mückstein, Österreich 2018, NGF Geyrhalterfilm/La Banda Film, mit u.a. Sophie Stockinger, Kathrin Resetarits, Jack Hofer, Dominik Warta

Fünf Jahre nach ihrem Debütfilm „Talea“ legt Katharina Mückstein mit „L‘Animale“ erneut ein eindringliches Coming-of-Age-Drama vor. Abermals im Mittelpunkt: Jungdarstellerin Sophie Stockinger, diesmal als 18-jährige Mati, bei der sich die Vorzeichen drei Wochen vor der Matura zu ändern scheinen. Als Teil einer Motocross-Burschenclique stößt sie andere Mädchen vor den Kopf, als Tochter einer Tierärztin scheint der weitere Weg - ein Studium der Veterinärmedizin in Wien - vorgegeben. Doch dann will ihr bester Kumpel mehr als nur Freundschaft, tritt die selbstständige Carla in ihr Leben - und Mati beginnt, ihren Platz als „eine der Burschen“ und die Erwartungen ihrer Eltern zu hinterfragen, die ihrerseits zwischen Schein und Begehren gefangen sind.

Regulärer Kinostart: 16. März (Polyfilm)

„WALDHEIMS WALZER“, Forum

Regie, Drehbuch und Produktion: Ruth Beckermann, Österreich 2018

„Demonstrieren oder dokumentieren?“ Als 1986 die NS-Vergangenheit des ehemaligen UN-Generalsekretärs und nunmehrigen Bundespräsidentschaftskandidaten Kurt Waldheim entlarvt wurde, tat Ruth Beckermann beides. 32 Jahre später stellt die Regisseurin ihrem dokumentarischen Essay „Waldheims Walzer“ ihre ersten eigenen Videoaufnahmen voran und analysiert fast ausschließlich anhand von Archivaufnahmen sowohl rechtspopulistische Propaganda als auch das Zerbröckeln von Österreichs „Opferrolle“ im Zweiten Weltkrieg. Bei der Berlinale geht die erschreckend aktuelle Produktion ins Rennen um den mit 50.000 Euro dotierten Glashütte Original Dokumentarfilmpreis.

Kinostart: Herbst 2018 (Filmladen)

„AUFBRUCH“, Forum

Regie und Drehbuch: Ludwig Wüst, Österreich 2018, film-pla.net, mit Claudia Martini und Ludwig Wüst

Zwei Unbekannte, ein Mann und eine Frau, gehen ein Stück ihres Weges gemeinsam und stehen am Ende vor radikalen Veränderungen: So die knappe Synopsis des Films „Aufbruch“, zu dem sich Ludwig Wüst von einem japanischen Sprichwort („Die Trauer um den Fluss der Dinge“) inspirieren ließ. Entstanden ist die Produktion einmal mehr als Prozess mit seinem Kameramann Klemens Koscher und der Schauspielerin Claudia Martini, an deren Seite Wüst selbst spielt.

„THE GREEN LIE“, Kulinarisches Kino

Regie: Werner Boote, Drehkonzept: Werner Boote und Kathrin Hartmann, Österreich 2017, e & a film

„Schluss mit den grünen Lügen“ macht Dokumentarfilmer Werner Boote („Plastic Planet“) in seiner neuesten Produktion, die im Spätprogramm der Sektion Kulinarisches Kino läuft und (wie „Waldheims Walzer“) für den Glashütte Original Dokumentarfilmpreis nominiert ist. Gemeinsam mit „Greenwashing“-Expertin Kathrin Hartmann zeigt Boote Täuschungsmanöver von Konzernen auf, die mit vermeintlich fairer Produktion und nachhaltig produzierten Lebensmitteln um Kunden buhlen.

Kinostart: 6. März (Filmladen)

KURZFILME, diverse Sektionen

Einmal mehr stark in Berlin vertreten ist das heimische Kurzfilmschaffen. Auf einen Goldenen Bären der Wettbewerbsschiene Berlinale Shorts hoffen kann der Steirer Lukas Marxt, der in „Imperial Valley“ einen mitunter schwindelerregenden Drohnenflug über eines der größten Obst- und Gemüseanbaugebiete der USA unternimmt. Antoinette Zwirchmayr zeigt ebenda „The Shadow of Utopia“ als Schlusspunkt ihrer Familientrilogie „What I remember“, jedoch außer Konkurrenz. In der Jugendsparte Generation 14plus gastiert Samira Ghahremani mit „Voltage“, einer Produktion der Filmakademie Wien über eine angespannte Autofahrt eines jungen Paares. Und schließlich sind Filme von Ernst Schmidt jr. („Kunst & Revolution“, „Ja/Nein“) und VALIE EXPORT („Tapp und Tastkino“) im Berlinale Shorts Sonderprogramm „1968 - Rote Fahnen für alle“ zu sehen.

„3 TAGE IN QUIBERON“, Wettbewerb

Regie und Drehbuch: Emily Atef, Deutschland/Österreich/Frankreich 2017, Rohfilm Factory/Dor Film/Sophie Dulac Productions, mit Marie Bäumer, Birgit Minichmayr, Charly Hübner, Robert Gwisdek

Einzige österreichische Beteiligung im heurigen Wettbewerb um den Goldenen Bären ist „3 Tage in Quiberon“. In Schwarz-weiß-Bildern erzählt die deutsch-französisch-iranische Regisseurin und Autorin Emily Atef von drei nervenaufreibenden Tagen im Leben der Schauspiellegende Romy Schneider, verkörpert von Marie Bäumer: Schneider will sich im Jahr 1981 gemeinsam mit ihrer besten Freundin (Birgit Minichmayr) eine Auszeit im bretonischen Kurort Quiberon gönnen, sagt dann aber doch einem Interview mit dem „Stern“ zu - und liefert sich laut Ankündigung mit dem Reporter (Robert Gwisdek) und dem Fotografen (Charly Hübner) ein Psychoduell.

Kinostart: 13. April (Filmladen)

„THE INTERPRETER“ (Der Dolmetscher), Berlinale Special

Regie und Buch: Martin Sulik, Slowakische Republik/Tschechische Republik/Österreich 2018, Titanic/IN Film/Coop 99, mit u.a. Peter Simonischek, Jiri Menzel

Peter Simonischek lässt seiner vielfach prämierten Darstellung im Vater-Tochter-Drama „Toni Erdmann“ eine Rolle in der Koproduktion „Der Dolmetscher“ folgen. In der Slowakei und in Wien gedreht, erzählt das tragikomische Roadmovie vom Eigenbrötler Ali Ungar (Jiri Menzel), der nach Wien reist, um den mutmaßlichen NS-Mörder seiner Eltern zu finden. Dort steht er jedoch nur dessen Sohn, Lebemann Georg Graubner (Simonischek), gegenüber. Gemeinsam begeben sie sich auf Spurensuche, um mehr über die Vergangenheit ihrer Eltern herauszufinden.

Kinostart: voraussichtlich Sommer 2018 (Filmladen)

„STYX“, Panorama Special

Regie: Wolfgang Fischer, Drehbuch: Wolfgang Fischer und Ika Künzel, Deutschland/Österreich 2018, Schiwago Film/Amour Vienna, mit Susanne Wolf und Gedion Oduor Wekesa

Mit „Styx“ eröffnet der gebürtige Niederösterreicher Wolfgang Fischer im Berliner Zoo Palast die Reihe Panorama Special. In dem fast dialoglosen Drama begibt sich Rike, eine europäische Ärztin Ende 30, alleine auf einen Segeltörn gen Gibraltar. Als sie mitten auf dem Atlantik auf ein überladenes Boot schiffbrüchiger Flüchtlinge trifft, kommt es zu einem dramatischen Überlebenskampf.

Kinostart: voraussichtlich Herbst 2018 (Filmladen)

(S E R V I C E - Die 68. Berlinale läuft vom 15. bis zum 25. Februar. www.berlinale.de)