Münchener Rück 2017 von Naturkatastrophen gebeutelt - Gewinn gesunken
München (APA/dpa/Reuters) - Eine ungewöhnliche Häufung von Naturkatastrophen hat der Munich Re den größten Gewinneinbruch in diesem Jahrzehn...
München (APA/dpa/Reuters) - Eine ungewöhnliche Häufung von Naturkatastrophen hat der Munich Re den größten Gewinneinbruch in diesem Jahrzehnt beschert. Der weltgrößte Rückversicherer verdiente im vergangenen Jahr netto nur 392 Millionen Euro, teilte das Unternehmen am Dienstag in München mit. Das war weniger als ein Fünftel der ursprünglich angepeilten 2 bis 2,4 Milliarden Euro und um 85 Prozent weniger als 2016.
Demnach kosteten die Großschäden den Konzern insgesamt 4,3 Mrd. Euro, allein die Serie der drei Hurrikans „Irma“, „Harvey“ und „Maria“ in den USA und der Karibik schlug mit 2,7 Mrd. zu Buche. 2017 war für die Versicherungsbranche weltweit das teuerste Jahr der Geschichte. Naturkatastrophen kosteten die Münchener Rück 2017 mehr als doppelt so viel wie einkalkuliert: 3,7 (2016: 0,9) Milliarden Euro. Insgesamt blieben die Versicherer nach Branchenschätzungen auf rund 135 Mrd. Dollar (108,52 Mrd. Euro) Naturkatastrophenschäden sitzen.
Die Großschäden bei der Munich Re lagen dementsprechend weit über dem langjährigen Durchschnitt. Deswegen schrieb dieser Bereich mit einem Minus von 476 Mio. Euro auch rote Zahlen - im Vorjahr war es noch ein Gewinn von 2 Mrd. Euro gewesen. Wie schon im Herbst angekündigt, schlagen Konzernchef Joachim Wenning und seine Vorstandskollegen dennoch eine stabile Dividende von 8,60 Euro vor. „Auf unsere Dividende ist Verlass“, teilte Finanzchef Jörg Schneider in München mit. Wegen der starken Finanzlage könne die Munich Re die hohen Schäden gut verkraften.
Einen historischen Negativrekord stellt der niedrige Gewinn im Katastrophenjahr 2017 für das Münchner Traditionsunternehmen aber nicht dar: 2001 hatten die Terroranschläge des 11. September den Überschuss sogar um 86 Prozent auf 250 Mio. Euro einbrechen lassen. Für 2018 rechnet Finanzchef Schneider wieder mit einem Ergebnis von 2 bis 2,4 Mrd. Euro oder sogar etwas mehr. Der Orkan „Friederike“, im Jänner hingegen verlief für die Münchner Rück offenbar glimpflich: Schneider bezifferte die Kosten für das Unternehmen auf unter 100 Millionen Euro.
Das Jahresende im vierten Quartal fiel ebenfalls schlechter aus als der Vorstand es noch im Herbst erhofft hatte. Grund dafür waren die Waldbrände in Kalifornien, wie Finanzchef Schneider sagte. Zumindest einen positiven Folgeeffekt hatten die Katastrophen: Die in den Vorjahren gefallenen Preise in der Rückversicherung ziehen nun als Reaktion auf die hohen Schäden wieder an.
Im Schnitt habe die Münchener Rück bei den Erstversicherern 0,8 Prozent höhere Preise für die Absicherung gegen große Risiken durchgesetzt, erklärte sie. „Als ich die 0,8 gesehen habe, war ich enttäuscht“, räumte Schneider ein. Dass es nicht mehr wurde, liegt daran, dass sich in der Rückversicherung weiter viele Hedgefonds und andere Investoren auf der Suche nach Rendite tummeln und Geld in den Markt pumpen.
Doch sei es bei den Jänner-Verhandlungen kaum um Verträge in Naturkatastrophen-Regionen gegangen, sagte Schneider. In diesen Gegenden stiegen die Prämien um mehr als zehn Prozent, teilweise hätten sie sich mehr als verdoppelt. Deshalb werde sich der Aufwärtstrend im April und Juli noch verstärken, wenn Verträge für Japan und die USA zur Verhandlung anstehen, hofft Schneider. Der Marktführer nutzte die Erholung dazu, fast ein Fünftel mehr Geschäft zu zeichnen. Die Münchener Rück nehme „selektiv und behutsam“ mehr Risiko, vor allem da, wo sie die Märkte und die Gefahren gut kenne, betonte Schneider. Der neue Mut liege auch am Wechsel an der Spitze. Vorstandschef Joachim Wenning hatte sein Amt im April 2017 angetreten. „Aber Munich Re wird gewiss keine Hasardeur-Politik fahren“, fügte Schneider an.
In der Schaden- und Unfall-Sparte schrieb die Münchener Rück 2017 fast eine halbe Milliarde Euro Verlust. Normalerweise erwirtschaftet sie hier den Löwenanteil des Gewinns. Die Lebens-Rückversicherung, die besser abschnitt als erhofft, machte das Minus wett.
Erfreulicher für den Vorstand verlief die Entwicklung bei der Düsseldorfer Erstversicherungstochter Ergo, die nach langer Krise wieder dauerhaft profitabel werden soll. Anders als der Münchner Mutterkonzern übertraf die Ergo mit einem Nettogewinn von 273 Mio. Euro sogar die angepeilte Spanne von 200 bis 250 Mio. Im Vorjahr waren es wegen Sanierung und Abfindungen für Stellenabbau nur 41 Mio. Euro gewesen. Ab 2021 soll die Ergo alljährlich rund 600 Mio. Euro Gewinn abwerfen.
~ ISIN DE0008430026 WEB http://www.munichre.com/ ~ APA393 2018-02-06/15:28