Spannungen steigen vor Besuch des serbischen Präsidenten in Kroatien

Zagreb/Belgrad (APA) - Vor dem Besuch des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic in Kroatien kommende Woche steigen die Spannungen zwischen...

Zagreb/Belgrad (APA) - Vor dem Besuch des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic in Kroatien kommende Woche steigen die Spannungen zwischen den beiden Nachbarländern. Kroatiens Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic lud den serbischen Amtskollegen dazu ein, eine neue Seite in den Beziehungen aufzuschlagen, politische Beobachter erwarten sich aber nicht viel von dem Treffen.

Der Besuch am kommenden Montag und Dienstag findet in einer angespannten Atmosphäre statt. Die vom Kroatien-Krieg (1991-1995) belasteten Beziehungen wurden in der letzten Zeit immer wieder durch Geschichtsthemen auf die Probe gestellt. Inmitten des Disputs um eine serbische Ausstellung über das Vernichtungslager der kroatischen Ustascha in Jasenovac während des Zweiten Weltkriegs, die unlängst im UNO-Sitz in New York eröffnet worden war, erfolgte die Einladung Vucic‘ nach Kroatien. Das hat die Spannungen aber nicht abgebaut. Stattdessen nahmen sie seitdem noch zu.

Für den jüngsten Eklat sorgten in Zagreb die Aussagen des serbischen Verteidigungsministers Aleksandar Vulin. Dieser warf dem Nachbarland vor, dass die faschistische Ustascha-Ideologie niemals aus seiner Politik und dem öffentlichen Leben verschwunden sei.

„Diese Aussage trägt nicht zu einer positiven Atmosphäre beim Besuch des serbischen Präsidenten bei“, kritisierte der kroatische Parlamentspräsident Gordan Jandrokovic den serbischen Verteidigungsminister am Donnerstag laut kroatischen Medien. Er bezeichnete die Aussagen als „sehr destruktive Signale“, die alle Bemühungen rund um den Besuch verderben könnten.

Der serbische Verteidigungsminister empfahl Vucic, das Nachbarland nicht zu besuchen. „Dort werden sich die Ustascha auf den Plätzen versammeln und gegen seinen Besuch demonstrieren“, sagte Vulin laut Medienberichten. Er bezog sich damit auf einen angekündigten Protest in Zagreb, der am Montag anlässlich des Besuches auf dem Zagreber Markusplatz von Kriegsveteranen und Opfern veranstaltet wird.

Der kroatische Premier Andrej Plenkovic brachte hingegen Belgrad gegen sich auf, als er das Thema der Kriegsentschädigungen ansprach. Der serbische Präsident Vucic zeigte sich „überrascht und entsetzt“ über seine Aussagen. „Ich würde das an seiner Stelle nicht anregen“, sagte Vucic am Mittwoch und betonte, dass Kroatien bei diesem Thema viel zu verlieren habe. Laut Belgrader Medienberichten belaufen sich die (nicht öffentlich gemachten) Forderungen auf beiden Seiten jeweils auf rund 30 bis 40 Milliarden Euro.

Ursprünglich sollte der serbische Präsident bereits im vergangenen November das Nachbarland besuchen, doch das Treffen wurde damals verschoben, nachdem sich die Beziehungen wieder einmal wegen des Kroatien-Krieges verschlechtert hatten.

Die Kritiker des nun doch stattfindenden Besuchs verlangen, dass sich der ehemalige Ultranationalist Vucic für seine Rolle während der serbischen Aggression auf Kroatien entschuldigt. Kroatische Medien veröffentlichten in den vergangenen Tagen Videoaufzeichnungen von seinen Reden, als er noch ein enger Mitarbeiter des Haager Angeklagten und Ultranationalisten Vojislav Seselj gewesen war. In der kroatischen Stadt Glina sagte Vucic 1995, dass das von kroatischen Serben kontrollierte Gebiet „Srpska Krajina“ niemals zu Kroatien gehören werde.

Bei den Gesprächen zwischen Vucic und Grabar-Kitarovic sollen offene Themen wie Kriegsvermisste, Vermögensfragen und anderes mehr auf der Tagesordnung stehen. Die Forderungen nach Kriegsentschädigungen wurden weder von Grabar-Kitarovic noch von Vucic als Gesprächsthemen erwähnt. Im Vorfeld des Besuchs kam es zu Kontakten zwischen Experten der beiden Staaten, die bemüht sind, offene Fragen an der 145 Kilometer langen Grenzlinie zu lösen. In Zagreb wurde am Donnerstag auch ein Treffen von Koordinatoren für offene bilaterale Fragen abgehalten. Beiderseitig sei festgestellt worden, dass es in den letzten zwei Monaten zu Fortschritten gekommen sei, berichtete die Belgrader Tageszeitung „Vecernje novosti“, ohne Einzelheiten anzugeben.